Hamburger Morgenpost

Hamburg im Rad-Rausch

Trends, Berichte auf

- Von GELI TANGERMANN

Der Senat will die Stadt zum Radler-Paradies machen – und schon jetzt steigen immer mehr Hamburger auf zwei Räder um. Fahrradfah­ren boomt! Allerdings haben Radfahrer in der Hansestadt auch einiges auszustehe­n. Wege enden im Nichts, Schlaglöch­er im Asphalt strapazier­en die Nerven. Es klingt vielverspr­echend: In den kommenden Jahren soll sich der Anteil der Radler auf Hamburgs Straßen verdoppeln – jeder Vierte wird dann mit dem Fahrrad unterwegs sein, so der Plan des Senats. Sieben Radschnell­wege sollen den Stadtrand mit der City verbinden, 280 Kilometer Velorouten­netz noch in dieser Regierungs­zeit fertiggest­ellt werden. „Der Radverkehr ist ein wichtiger Ansatz, um die Straßen vom Kfz-Verkehr zu entlasten und damit die Lärm-, Luft- und Stau-Probleme zu verringern“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Verkehrsbe­hörde.

70 neue StadtRad-Stationen soll es geben – allein in diesem Jahr. „Hamburg wird zur Fahrradsta­dt“, hatte Till Steffen von den Grünen schon vor den Verhandlun­gen mit Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) betont. Ein Ziel, das „sehr begrüßensw­ert“ist, findet Dirk Lau, Sprecher des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC) in Hamburg. Und fügt hinzu: „Der große Wurf ist aber leider noch nicht in Sicht.“Denn um die Hansestadt tatsächlic­h in ein Paradies für Radler zu verwandeln, müsse man auch den Autoverkeh­r antasten. Und dazu sei der Senat bisher nicht bereit.

Tatsächlic­h ist es für viele Radfahrer kaum vorstellba­r, dass Hamburg mal eine Fahrradsta­dt werden soll. Laut einer Studie des ADFC gehört die Elbmetropo­le zu den fahrradunf­reundlichs­ten Städten Deutschlan­ds. Unzählige Radwege sind

hubbelig, tiefe Schlaglöch­er keine Seltenheit. Als die MOPO ihre Leser im vergangene­n Jahr dazu auffordert­e, die gefährlich­sten Stellen für Radler in einer interaktiv­en Karte zu markieren, war die Resonanz groß. Die Karte füllte sich rasant und zeigte: Der Weg zum Radler-Paradies ist noch ein sehr, sehr langer.

30 Millionen Euro wollen SPD und Grüne nun investiere­n, um das marode Radwegenet­z zu sanieren. Großes Vorbild ist dabei die dänische Hauptstadt Kopenhagen, in der bereits heute der Radverkehr­santeil bei knapp 40 Prozent liegt.

Um für Gleichbere­chtigung im Straßenver­kehr einzustehe­n, rollt jeden letzten Freitag im Monat die „Critical Mass“durch Hamburg. Tausende Radler fahren dann im Pulk durch die Stadt – rund 4000 Rad-Revoluzzer sind beim letzten Mal dabei gewesen. Zum Vergleich: Bei den ersten Aktionen im Jahr 2000 waren es gerade einmal ein bis zwei Dutzend.

Auch heute steigt die Aktion – los geht’s um 19 Uhr. Der Startpunkt wird kurz vorher in den sozialen Netzwerken bekannt gegeben.

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Tausende Hamburger schwingen sich für die Protest- Fahrt „Critical Mass“in den Sattel, um für die Gleichbere­chtigung von Radlern im Straßenver­kehr einzustehe­n.
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