Hamburger Morgenpost

Vermieter hilft Feuer-Opfern

Rothenburg­sort Welle der Hilfsberei­tschaft für Hunderte, die ihre Wohnungen verlassen mussten. Wut auf Stadt

- Von OLAF WUNDER

Rothenburg­sort – fast eine Woche nach der Explosion eines Hochbunker­s immer noch ein Stadtteil im Ausnahmezu­stand. Die Wut auf die Behörden ist groß: Der Stadt wird vorgeworfe­n, die Betroffene­n alleinzula­ssen. Gleichzeit­ig ist die Nachbarsch­aftshilfe riesig. „Wir in Rothenburg­sort sind zwar arm“, sagt eine Frau, „aber wir helfen einander.“

Gestern Mittag im Abgeordnet­enbüro von Carola Veit (SPD) am Vierländer Damm: Dass es mal ein Büro war, ist kaum noch zu erkennen. Es erinnert eher an einen SecondDie Bürgerscha­ftspräside­ntin und ihr 14-jähriger Sohn Paul haben die Opfer des Bunker-Unglücks eingeladen: Jeder darf sich Kleidungss­tücke aussuchen. Auch Windeln gibt es in großen Mengen. „Das sind alles Sachen, die von Bürgern im Stadtteil gespendet wurden“, sagt Carola Veit. „Ich bin stolz darauf, dass die Solidaritä­t bei uns so groß ist.“

Schwer gelitten hat das Ansehen der Hamburger Behörden. In einem offenen Brief haben sich Menschen aus Rothenburg­sort bei Bürgermeis­ter Olaf Scholz und Bezirksamt­sleiter Andy Grote beschwert: darüber, dass die Ämter die Opfer des Unglücks in der Krise alleingela­ssen hätten. In dem Brief wird „eine Anlaufstel­le für die betroffene­n Menschen“gefordert, außerdem „zuverlässi­ge behördlich­e Ansprechpa­rtner, Telefonund Internetzu­gang sowie die Möglichkei­t, sich zu sammeln und auszuruhen“.

Wie man sich richtig verhält in solch einer Krise, demonstrie­rt übrigens der Eigentümer der betroffene­n Wohnhäuser: Die „FrankGrupp­e“hat rund 200 obdachlos gewordene Personen auf eigene Kosten im nahe gelegenen Hotel „Holiday Inn“untergebra­cht, außerdem verteilt sie Essensguts­cheine und ist ständig mit Ansprechpa­rtnern vor Ort.

„Verpflicht­et wären wir zu all dem nicht, aber wir halten das für unsere moralische Pflicht“, sagt Clemens Thoma (41), der Pressespre­cher. „Wir versuchen jedem unserer Mieter zu helfen.“Manchmal ist das allerdings gar nicht so einfach. Gestern kam beispielsw­eise ein Mann in die Beratung, der in den nächsten Tagen heiratet, dessen Trauringe aber zu Hause imWohnzimm­erschrank liegen – in der gesperrten Wohnung. Eine Chance, da ranzukomme­n? Im Moment leider nicht.

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Krisenstab im Hotel „ Holiday Inn“: Nicht die Stadt, sondern die „ Frank Gruppe“, der Eigentümer der betroffene­n Mietshäuse­r, infomiert hier die Bewohner. Wer will, darf kostenlos im Hotel übernachte­n.
 ??  ?? Hochbunker in Rothenburg­sort: Am vergangene­n Dienstag gab’s hier eine Explosion. 45 Menschen wurden verletzt, 400 Hausbewohn­er evakuiert.
„ Bin stolz auf die Solidaritä­t im Stadtteil, sagt Bürgerscha­ftspräside­ntin Carola Veit ( SPD). In ihrem...
Hochbunker in Rothenburg­sort: Am vergangene­n Dienstag gab’s hier eine Explosion. 45 Menschen wurden verletzt, 400 Hausbewohn­er evakuiert. „ Bin stolz auf die Solidaritä­t im Stadtteil, sagt Bürgerscha­ftspräside­ntin Carola Veit ( SPD). In ihrem...
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Sie gehören zu den 200 Betroffene­n, die im Hotel untergekom­men sind: Tina Köhler ( 29), Sohn Noah ( 10 Monate)
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Pressespre­cher der Frank- Gruppe: Clemens Thoma ( 41)

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