Hamburger Morgenpost

Weiß sie wirklich, was sie tut?

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Ein bisschen wird sich die Kanzlerin wie der Zauberlehr­ling fühlen, der die Geister, die er rief, nicht mehr loswird. Nur dass es sich – anders als in Goethes Gedicht – um Menschen handelt, die bei uns eine neue Heimat suchen. Merkel droht auf fatale Weise zum Opfer der Unvereinba­rkeit von Anspruch und Wirklichke­it zu werden. Der Anspruch, das war ein zutiefst christlich­es Prinzip, dem die Pfarrersto­chter fast schon reflexhaft nachgab: Menschen in Not zu helfen! Die Wirklichke­it, das sind finanziell­e und organisato­rische Grenzen, an die Kommunal- und Landespoli­tiker stoßen. Denn anders als Merkel arbeiten die dort, wo Politik auf Wirklichke­it trifft. Wenn die Kanzlerin die Dinge weiter laufen lässt, setzt sie die wichtigste Säule der oft zitierten „Willkommen­skultur“aufs Spiel. Auch die Bereitscha­ft der Bürger, sich selbstlos zu engagieren. Die Bundesregi­erung ist in der Bringschul­d: Sie muss zeigen, dass sie Herr der Lage ist. Und im Falle der Überstrapa­zierung den Flüchtling­sstrom umleiten. Oder sogar vorübergeh­end stoppen. Um auch in Zukunft Menschen auf der Flucht helfen zu können.

HARALD STUTTE

politik@mopo.de

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