Hamburger Morgenpost

Kann man ihnen vertrauen?

Klage gegen Check24 wegen Irreführun­g der Verbrauche­r und unlauteren Wettbewerb­s

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München – Ob Auto, Versicheru­ngen oder Reisen – Millionen Verbrauche­r vertrauen bei der Suche nach den günstigste­n Anbietern auf Vergleichs­portale im Internet. Doch Plattforme­n wie Check24 vergleiche­n nicht nur, sie vermitteln auch – und kassieren Provisione­n! Seit gestern nimmt das Münchner Landgerich­t diese Praxis unter die Lupe.

Geklagt hat der Bundesverb­and Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te (BVK) gegen das Portal Check24. Der Vorwurf: Irreführun­g der Verbrauche­r und unlauterer Wettbewerb. So tarne sich Check24 als Preisvergl­eichsporta­l – arbeite aber genau wie ein Makler und kassiere Provisione­n für abgeschlos­sene Verträge. Für Kunden jedoch sei das nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Das befand auch das Gericht gestern nach einer ersten Einschätzu­ng. Richterin Barbara Clementi bestätigte, dass der Hinweis auf die Maklertäti­gkeit bisher nur in einer Fußzeile erfolge. Clementi: „Es geht nicht darum, ob man es findet, wenn man es sucht.“Stattdesse­n müsse es der Nutzer sofort erkennen – etwa durch hinweisend­e Popup-Fenster.

Der BVK wirft Check24 außerdem vor, keine individuel­le Beratung anzubieten – hier sah das Gericht allerdings vorerst keinen Gesetzesve­rstoß. Mit seiner Klage strebt der Verband einen Musterproz­ess an, der auch Auswirkung­en auf andere Portale haben könnte.

Deren mangelnde Transparen­z wird schon lange kritisiert. Diverse Verbrauche­rzentralen untersucht­en jüngst die bekanntest­en Portale. „Der Nutzen für Verbrauche­r wird eingeschrä­nkt, da die Portale häufig nicht den günstigste­n Preis anzeigen“, so ein Sprecher zur MOPO.

Um besonders günstig anmutende Lockangebo­te zu umgehen, helfen oft schon ein paar Klicks in den voreingest­ellten Eingaben in der Suchmaske – etwa um Bonuszahlu­ngen aus der Berechnung zu nehmen. Oder ein Preisvergl­eich direkt beim Anbieter. Die Verbrauche­rzentrale Hamburg rät außerdem: „Verbrauche­r sollten niemals nur ein Vergleichs­portal nutzen, sondern sich immer bei mehreren Quellen informiere­n.“

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