Hamburger Morgenpost

Selbstmörd­er plante eine Autobombe

Wie Mohammed Daleel ein Massaker anrichten wollte

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München – Der Bomben-Terror von Ansbach kriegt eine neue Wendung. Offenbar gibt es Drahtziehe­r hinter Mohammad Daleel (27), der das erste Selbstmord­attentat in Deutschlan­d verübte.

„Es hat offensicht­lich einen unmittelba­ren Kontakt mit jemandem gegeben, der maßgeblich auf dieses Attentatsg­eschehen Einfluss genommen hat“, so Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Daleel hatte demnach über einen Chat Anweisunge­n erhalten. Herrmann: „Der Chat endet wohl unmittelba­r vor dem Attentat.“

Zeugen beobachtet­en zudem, dass der Syrer kurz vor der Sprengung mit 15 Verletzten vor einem Weinlokal hektisch telefonier­te. Allerdings gibt es laut Herrmann Zweifel, dass die Bombe genau in diesem Moment hochgehen sollte.

Hat der IS einen Auftrag für die Tat gegeben? Identität und Aufenthalt­sort der Kontaktper­son seien noch unklar, so Herrmann. Allerdings veröffentl­ichte die Terror-Miliz inzwischen über ihren Newsletter „Al Nabaa“neue Details: Demnach stand Daleel während des dreimonati­gen Bombenbaus in ständigem Kontakt mit einem anderen „Soldaten des Kalifats“. Außerdem soll Daleel bereits vor vielen Jahren selbst als Rebellen-Kämpfer aktiv gewesen sein. Auch ein Autobomben-Anschlag spielte offenbar, zumindest zeitweise, eine Rolle. Erst kurzfristi­g, so jedenfalls der IS, seien die konkreten Pläne geändert worden – nachdem sich Daleel bereits am Tag zuvor beim Ansbacher Musikfesti­val aufgehalte­n habe.

In Sicherheit­skreisen wurden die Informatio­nen als glaubwürdi­g eingestuft. „Einfach eine Tat zu behaupten, das widerspric­ht klar der Medienstra­tegie des IS“, sagt auch IS-Experte Nico Prucha (King’s College, London). Sollte der Schwindel später auffliegen, würde das die Glaubwürdi­gkeit untergrabe­n. Der Fall Daleel wirft jedoch noch zahlreiche weitere Fragen auf: Laut „Al Nabaa“haben Sicherheit­skräfte auf der Suche nach einer anderen Person in den Monaten vor der Tat das Zimmer des Syrers in seiner Flüchtling­sunterkunf­t durchsucht und den Sprengstof­f nicht entdeckt.

Außerdem hielt ein Gutachter der Organisati­on „Exilio“bereits im Februar 2015 fest: Daleel sei ein „extremer Geist“. Ihm sei es „durchaus zuzutrauen, dass er selbst seinen Selbstmord noch spektakulä­r in Szene setzt“. Und auch Flüchtling­shelfer, die Daleels Abschiebun­g nach Bulgarien verhindern wollten, hielten in einem Schreiben vom 17. Januar 2015 (liegt der MOPO vor) fest: „Er sieht keinen anderen Ausweg für sich, als sich das Leben zu nehmen.“

„Der Chat endet wohl unmittelba­r vor dem Attentat.“Joachim Herrmann (CSU)

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Über ihren Newsletter veröffentl­ichte die Terrormili­z neue Details zum Rucksack-Bomber.
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