Der Mann, der die Stirn
Interview Der berühmteste Journalist der
Zwei Wochen nach dem Putschversuch dauern die „Säuberungsaktionen“in der Türkei an: Ein Staatsanwalt hat gestern angeordnet, 47 ehemalige Mitarbeiter der Tageszeitung „Zaman“in Gewahrsam zu nehmen – erst am Montag wurden 42 Journalisten zur Fahndung ausgeschrieben. Zudem kursieren im Internet Listen mit den Namen von Journalisten, die verhaftet werden sollen. Ganz oben steht dabei immer ein Name: Can Dündar, Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“. Der preisgekrönte Journalist hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Nach einer Enthüllungsstory über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an den IS hat ihn ein Gericht in Istanbul im Frühjahr zu sechs Jahren Haft verurteilt – Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte ihn persönlich angezeigt. Wenige Minuten vor der Urteils-Verkündung entging er nur knapp einem Mordattentat. Trotzdem will der Journalist weiterkämpfen: Was treibt ihn an?
MOPO: Soldaten sperren eine Brücke in Istanbul, Kampfjets schießen auf das Parlament in Ankara. Wie bewerten Sie den Putschversuch? Can Dündar:
Der Putsch war ein antidemokratisches Manöver gegen eine antidemokratische Regierung.
Was meinen Sie damit?
Das Volk ist auf die Straße gegangen und hat sich gegen Panzer gestellt – das rechne ich den Menschen hoch an. Aber der durch die Regierung nun installierte Polizeistaat beunruhigt mich sehr – und dass die Menschen, die sich gegen die Putschisten gestellt haben, dagegen nichts machen.
„Wir werden die Türkei nicht der Regierung Erdogans überlassen. Deshalb heißt es: Bleiben und kämpfen!“
Der Putsch konnte abgewendet Was sind die Folgen? Staatspräsident Erdogan ist jetzt seinem Traum eines Ein-MannStaats einen Schritt nähergekommen. Durch die außer Kraft gesetzten Rechte der Medien, des Parlaments und der Justiz ist eine Riesenlücke entstanden. Und die wird durch ein autoritäres Regime ersetzt, fürchte ich. werden.
Sie blicken auf ein Marathon-Jahr zurück. Sie haben Hunderte Interviews gegeben, internationale JournalistenPreise erhalten und mit Politgrößen wie EU-Parlamentspräsident Martin