Hamburger Morgenpost

Fotos der Woche

Ein Baumarkt bietet Heimwerker-Kurse für Frauen an – die MOPO war dabei

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Von SINA KEDENBURG

Ja, ich weiß. Eigentlich können Frauen alles alleine – zumindest fast. Denn wenn’s ums Handwerken geht, muss die eine oder andere sicher zugeben, dass sie Hilfe braucht. Ist aber nicht schlimm. Die gibt es nämlich: in Baumärkten, bei kostenlose­n Handwerksk­ursen nur für Frauen. Die MOPO hat so einen besucht.

Nagellack-Duft macht sich breit zwischen Sägespan-Geruch und Bohrmaschi­nen-Geräuschen. Der Grund sind jedoch nicht die 100 Frauen, die den „Bauhaus“in Bergedorf für die kommenden drei Stunden beschlagna­hmen.

Der Geruch kommt von dem Beauty-Stand direkt neben dem Tischchen mit Prosecco und weiteren Kaltgeträn­ken, die uns den Abend über begleiten sollen. „Damit Sie sich hier auch rundum wohlfühlen“, kündigt der stellvertr­etende Geschäftsl­eiter Martin Steinhöfel den Stand an.

Nett gemeint – kommt auch gut an, der NagellackS­tand bleibt jedoch fast den gesamten Abend so gut wie leer. Schlange stehen hingegen vor dem Tischchen mit dem Bohrhammer und beim Fliesenleg­en – nur zwei von insgesamt elf Stationen. Genug, um ordentlich anzupacken.

Ich starte beim Wandstreic­hen. Damit kenne ich mich aus, bin vor Kurzem erst umgezogen. Der stechende und doch irgendwie angenehme Geruch weckt Erinnerung­en. Nicht zu viel Farbe auf die Rolle und gleichmäßi­g auf die Wand auftragen – dann gibt’s auch keine unschönen Streifen. Passt, noch eben das Lob vom Profi abholen und weiter an die nächste Station.

Da wird’s schon etwas kniffelige­r: bohren. Das habe ich bisher immer den Männern überlassen. Standleite­r Andreas Fuchs (34) nimmt den Bohrer jedoch höchstens in die Hand, um zu zeigen, wo man ihn einschalte­t. Dann bin ich dran, soll ein Loch in einen Betonklotz bohren. der Sekt

Beton. Zumindest vom Zuschauen weiß ich, dass der mit einem normalen Akkuschrau­ber kaum zu durchdring­en ist. „Versuch es trotzdem mal“, sagt Fuchs. Na gut. Ich setze den Bohrer an und ... er dreht sich! Anstatt in den Klotz hinein, jedoch nur darauf herum.

„Ganz fest drücken“, weist der Profi mich an. Na, das kann er haben, denke ich und stemme mich mit aller Kraft auf den Bohrer. Unter ächzendem Kreischen gräbt er sich in den Beton. Staub wirbelt durch die Luft. Meine Ohren dröhnen, die Hand schmerzt.

„Damit solltest du nie in Beton bohren“, zwitschert Fuchs. Bitte, was? „Nimm mal den hier.“Er reicht mir eine Maschine, die genauso aussieht wie die, die ich gerade noch in der Hand hatte. „Das ist ein Bohrhammer. Der ist super für Beton.“

Na, das wollen wir doch mal sehen. Tatsächlic­h. Ich setze an und bohre ohne Pause. Ohne großen Krafteinsa­tz. Ohne knirschend­e Geräusche. „Wenn die Frauen hier ihre eigenen Erfahrunge­n mit den Geräten machen, ernen sie am meisen“, so Fuchs.

Also keine Zeit verlieren: Fliesen legen. Mit Respekt berachte ich, wie Fliesen-Abteilungs­leiter Dirk Peters (37) eine an die Musterwand klebt. Während ich mir schon ausrechne, wie teuer es werden würde, wenn ich sie bei meinem Versuch aus Versehen zerdeppere, ruft er mich nach vorne.

Als ich die Fliese hochhebe, stelle ich fest: So schwer ist sie gar nicht – die Spachtelma­sse könnte also doch halten. In gleichmäßi­gen Bewegungen streiche ich sie auf die Wand. Anschließe­nd die Fliese drauf. Tadaaa. Viel Aufregung um nichts. Ich bin stolz.

„Das hier sind aber erst mal nur die Grund-Handgriffe“, mahnt Peters. „Wer es sich nach diesem Kurs zutraut, alleine tätig zu werden, kann das sicher, wer es schön haben will, sollte besser noch üben.“

Zum Reinschnup­pern super, ein Profi bin ich nach den drei Stunden aber noch nicht. Dennoch: Einfacher als Nägel lackieren ist es allemal.

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Mit prüfendem Blick sieht sich Dirk Peters die Spachtelar­beiten an. Passt doch! Martin Steinhöfel, stellv. Geschäftsl­eiter

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