Hamburger Morgenpost

13 Suizidvers­uche in zehn Wochen!

Flüchtling­e Alarmieren­de Meldungen aus Erstaufnah­men

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Alarmieren­de Nachricht aus den Hamburger Erstaufnah­men: In den vergangene­n zehn Wochen haben 13 Flüchtling­e (zehn Männer und drei Frauen) versucht, sich das Leben zu nehmen. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Linksfrakt­ion hervor. Christiane Schneider, Fachsprech­erin Flüchtling­e, fordert mehr psychother­apeutische Angebote für Asylbewerb­er.

Die Senatsantw­ort zählt sieben Flüchtling­e aus Afghanista­n auf, zwei aus Tschetsche­nien, jeweils einen aus Iran, Irak, Syrien und Eritrea.

Zum Vergleich: In den sechs Monaten zuvor wurden „nur“elf Suizidvers­uche registrier­t. Ob der jetzige starke Anstieg durch eine gestiegene Sensibilis­ierung und vermehrte Meldungen durch die Mitarbeite­r hervorgeru­fen wurde, ist unklar.

Beispiele: Ein minderjähr­iges Mädchen aus Afghanista­n hat sich mit Selbstmord­absicht auf Zuggleise gelegt. Eine Frau aus Eritrea wollte sich in der Erstaufnah­me Neuland (Harburg) erhängen, ein Iraner schnitt sich in der ZEA Ohlstedter Platz tief in den Arm, ein Syrer schluckte in der Dratelnstr­aße Tabletten, um seinem Leben ein Ende zu setzen. In allen Fällen kamen die Betroffene­n in eine psychiatri­sche Notaufnahm­e oder wurden von Traumather­a- peuten in der Einrichtun­g betreut.

In den Erstaufnah­men werden unterschie­dlich viele psychiatri­sche Sprechstun­den abgehalten. Das Angebot schwankt zwischen vier Stunden in der Woche und vier Stunden im Monat.

Zu wenig, sagt Christiane Schneider von den Linken: „Die Unterbring­ung in Baumarktha­llen und Containerd­örfern ohne privaten Rückzugsra­um über viele Monate hinweg kann für psychisch belastete Menschen zur Hölle werden. Bisher ist das psychother­apeutische Beratungsu­nd Versorgung­sangebot für suizidgefä­hrdete Geflüchtet­e völlig unzureiche­nd, es muss dringend ausgebaut werden.“

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