Das Skandal-Heim von Langenhorn
Massive Pflegemängel, Lebensgefahr: Amt schließt das Haus!
Schwerstpflegebedürftige, die angeblich gar nicht oder völlig unzureichend versorgt wurden. Bewohner, die sich in ihrem Bett schon wundgelegen hatten, weil sie nicht richtig umgelagert wurden. Furchtbare Zustände sollen herrschen im „Seniorenzentrum Röweland“in Langenhorn. Das Bezirksamt Nord hat jetzt die Schließung des Hauses verfügt. „Wir prüfen, ob wir gegen die Betreiber Strafanzeige erstatten“, so Katja Glahn, die Sprecherin.
Bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag waren 13 Bewohner in andere Pflegeheime verlegt worden: Hier habe „Gefahr für Leib und Leben“bestanden, so das Bezirksamt. Die übrigen 130 Bewohner des Hauses werden in den nächsten sechs Wochen umziehen. Die Homepage des Hauses Röweland ist bereits aus dem Internet getilgt. Dort hatte das Heim in seiner Selbstdarstellung behauptet, es betreibe „Altenpflege nach modernsten Standards“.
Schon vor eineinhalb Jahren geriet das Heim ins Visier des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse und der WohnPflege-Aufsicht, einer städtischen Beschwerdestelle. Angehörige hatten auf unhaltbare Zustände aufmerksam gemacht: Für die Betreuung der Bewohner standen viel zu wenig Fachkräfte zur Verfügung. Die alten Menschen waren sich selbst überlassen.
„Wegen mangelhafter Betreuung, Pflege und Hygiene“hatten die Behörden im Juni eine Aufnahmesperre für neue Patienten verhängt und den Träger des Heims, die Seniorenzentren Geschwister Jensen GmbH, aufgefordert, die Mängel abzustellen. Bei einer Nachkontrolle zeigte sich am Dienstag jedoch, „dass sich die Situation sogar noch verschlechtert hat“, so das Bezirksamt. Zunächst war eine Teilschließung verhängt worden. Gestern entschied die Behörde, die Einrichtung komplett dichtzumachen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di attackiert den Träger des Heims scharf: Die Firma „Geschwister Jensen“sei ein Unternehmen, das alles tue, um die Arbeit von Betriebsräten unmöglich zu machen. Die Firma weigere sich Tarifverträge abzuschließen, die einen Mindeststandard für gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung der Beschäftigten hätten sichern können. „Gleichzeitig wurden von der Geschäftsführung die Mahnungen der Betriebsräte hinsichtlich der Missstände nicht ernst genommen.“
Das „Seniorenzentrum Röweland“gab gestern Abend eine Erklärung ab. „Die Entscheidung der Behörde trifft uns in einem Moment schwieriger Umstrukturierungen“, schreibt die Geschäftsführerin Karin Ludwig-Bietke. „Wir haben die Einrichtung erst vor wenigen Wochen übernommen und unverzüglich begonnen, die Defizite aufzuarbeiten“.