„Ich liebe es zu kämpfen“
Judoka Martyna Trajdos Die Europameisterin will Edelmetall gewinnen und dann Rio genießen
Freitag, 29. Juli 2016 Von NILS WEBER
Wenn Martyna Trajdos auf der Matte steht, dann kennt sie nur ein Ziel: Ihr Gegenüber aufs Kreuz zu legen. Bei ihrem Olympia-Debüt in Rio will die Judo-Europameisterin aus Hamburg aufs Treppchen. Die 27-jährige ist eine der größten Medaillenhoffnungen aus der Hansestadt.
Wer Martyna Trajdos in Zivil trifft, der käme nicht auf die Idee, eine Kampfsportlerin vor sich zu haben, die im Wettkampf aggressiv und gnadenlos ist und schon mal davon spricht, ihre Gegnerin „zerstören“zu wollen. Lange blonde Haare, Ohrringe, stylische Klamotten, dezentes Make-up, Nagellack, ein sanfter Händedruck und ein unglaublich strahlendes Lächeln.
Man darf sich nicht täuschen lassen. Judo ist ein harter Sport – auch wenn man die japanische Bezeichnung mit „sanfter Weg“übersetzen könnte.
Seit etwa drei Jahren zählt Trajdos, die in der Klasse bis 63 Kilogramm kämpft, zur internationalen Elite auf der Matte. Ihren großen Durchbruch feierte die gebürtige Polin, die im Alter von drei Monaten mit ihren Eltern nach Harburg zog, bei den Europaspielen in Baku im vergangenen Jahr, in deren Rahmen die Europameisterschaften ausgetragen wurden.
Trajdos gelang in Aserbaidschan der große Wurf. Sie holte Gold – ein historisches. Es war der erste EMTitel für den deutschen Judo-Bund nach siebenjähriger Durststrecke. „Da habe ich gemerkt, dass ich alles schaffen kann“, sagt Trajdos, die im Alter von elf Jahren mit ihrem Sport begann und Feuer fing. „Ich liebe es einfach zu kämpfen.“ So groß ihre Vorfreude auf ihre ersten Spiele, das olympische Flair, das Athletendorf und die Stadt, so groß ist auch ihr sportlicher Ehrgeiz, aus Brasilien mehr mit nach Hause zu bringen als unvergessliche Erinnerungen. „Ich traue mir eine Medaille zu“, sagt die 1,72 Meter große Athletin vom Eimsbütteler TV. „Alle, die in Rio am Start sind, habe ich schon einmal besiegt. Aber im Judo kann es auch ganz schnell vorbei sein.“Sie ist so gut vorbereitet wie noch nie. „Ich habe in der Vorbereitung alles rausgeholt und diesmal noch eine Schippe draufgelegt“, sagt Trajdos, die mit dem französischen Judoka Loic Korval liiert ist und stets zwischen Hamburg, Paris und ihrem Trainingsort Köln pendelt. Sie weiß, dass diese Spiele eine große Chance sind. „Aber ich möchte Olympia auch genießen.“Die Judo-Wettbewerbe sind nach der ersten Woche vorbei. „Danach will ich so viele andere Sportarten wie möglich sehen – am liebsten alles!“, sagt Trajdos, die hofft, dass vor dem Weg auf die Tribünen der olympischen Wettkampfstätten der Weg aufs Treppchen steht.