... freut ihr euch eigentlich aufs Älterwerden?
Meine Lehrerin hat am letzten Tag vor den Sommerferien gesagt: „Genießt es, 16/17 ist das beste Alter.“Das sehe ich nicht so. Zugegeben, mein Leben könnte gerade nicht besser sein. Ich bin mit meiner Freundin in Barcelona und mein Tag besteht aus giftig grünem „Calippo“-Eis, roten Bikinis, Wein und Wassermelonen. Heute habe ich eine Wanderung gemacht, das ist für mich im Moment „Arbeit“. Ich muss nicht an die Schule denken, mein einziges Problem ist mein Sonnenbrand. Aber so ist das ja nicht immer. Auch für uns gibt es eine Welt außerhalb von Freibädern und wir leben nicht im Film „La Boum – Die Fete“. Auch wir machen uns Sorgen, denken über den Terror nach – schließlich leben wir ja noch eine ganze Weile auf dieser Welt. Ich frage mich , ob ich wohl sterben werde, ohne einen Krieg direkt miterlebt zu haben. Generell wissen wir so vieles nicht. Über uns und über die Welt. Die meisten von uns haben noch kei- nen Standpunkt im Leben, außer vielleicht in ihrer Schul-Clique, die es dann in einem Jahr ja nicht mehr gibt. Und dann kann man sich auf einmal nicht mehr an den anderen orientieren. Ein Freund hat neulich zu mir gesagt: „Es ist komisch, nicht zu wissen, was man in der Zukunft machen wird.“Erwachsene haben das hoffentlich herausgefunden. Wissen, wer sie sind und haben mehr erreicht, als nach Unmengen von Alkohol noch gerade laufen und Knutschflecken verstecken zu können. Außerdem finde ich mit meinen 17 Jahren, dass man doch jeden Tag genießen und nicht der Vergangenheit nachtrauern sollte. Der Schriftsteller Daniel Glattauer sagt: Wer alten Zeiten nachtrauert, ist alt. Oder so ähnlich. Ändern kann man am Alter doch sowieso nichts. Klingt zwar kitschig, aber vielleicht ist es mit dem Alter wie mit dem Berg, auf den ich heute gewandert bin: Je länger man läuft, umso weiter kann man dann auch sehen.
Wer alten Zeiten nachtrauert, ist alt.