Mein Tag unter der Burka
Vollverschleierung: Ablehnung und Pöbeleien beim Experiment in der Hamburger City
Ich mache den Menschen Angst. Man sieht es in ihren Gesichtern, spürt es in ihren Reaktionen. Ein Kind fängt bei meinem Anblick sogar an zu weinen. Der Grund: Ich laufe verschleiert durch Hamburg. Ein Experiment.
Eine Frau in einer Burka habe ich in Hamburg noch nie gesehen. Und doch irrt sie als Gespenst durch die Republik – ob Bundestag oder Stammtisch: Das „Burka-Verbot“ist Top-Thema.
Ich sehe aus wie ein schwarzer Kegel. Meine Augen blicken durch einen schmalen Schlitz und sind zusätzlich durch ein feines Netz verdeckt. Streng genommen ist dies deshalb keine wirkliche Burka, es ist eine Mischform aus Nikab und Burka. Die Burka ist meist blau, hat ein Stoffgitter vor den Augen. Sie stammt aus Afghanistan, in Hamburg fand ich niemanden, der sie verkauft. Den Nikab dagegen sieht man in manchen Vierteln immer häufiger: Er wird mit einem bodenlangen Kleid kombiniert, spart aber die Augen aus – um ihn geht es in der Burka-Debatte eigentlich.
Die Menschen in der Innenstadt schauen mich an, als wäre ich eine Außerirdische. Sie drehen sich nach mir um, zeigen mit dem Finger auf mich und versuchen nicht einmal, das vor mir zu verheimlichen. Ich kann es ihnen nicht verdenken: Auch für mich war der erste Blick in den Spiegel merkwürdig. Mit Schleier bin ich eine andere, mir selbst fremd.
Für die meisten anderen bin ich eine Bedrohung: „Furchtbar“, „Unnatürlich“und „Achtung Bombe!“höre ich sie sagen, als ich durch die Straßen gehe.
Ich steige in die U-Bahn. Hier scheint man einiges gewohnt zu sein. Zwar gucken mich alle kurz irritiert an, das war es aber auch schon. In Eppendorf steige ich aus. „Das ist ja wohl nicht zu fassen, was mir da entgegenkommt“, sagt in Eppendorf eine stark ge-
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