Rentner boxt Frau vom Rad
Eimsbüttel Sie klingelte – da attackierte der 84-Jährige die Frau (32) mit Faustschlägen. Jetzt ermittelt die Polizei
Weil sie auf dem Gehweg fuhr
„Schlamassel am Schlump“: So schrieb die MOPO vor vier Wochen über das RadlerChaos in der Straße Beim Schlump. Jetzt kam es hier zum „Showdown“zwischen einem Fußgänger (84) und einer Radlerin (32) – der Senior haute die Frau kurzerhand um!
Seit Monaten läuft der UniNeubau zwischen Bundesstraße und dem Bahnhof Schlump auf Hochtouren. Die Folge der Großbaustelle: Richtung Uni gibt es weder Gehweg noch Radweg. Alles drängt sich auf dem verbliebenen, gegenüberliegenden Gehweg. Schilder weisen darauf hin, dass der Weg den Fußgängern vorbehalten ist. Die zahlreichen Radler sollen auf der Straße fahren.
Doch viele tun das nicht. So auch die 32-jährige Radfahrerin. Vor dem Lokal „Beim Schlump“(Hausnummer 53) traf sie nachmittags auf den Rentner. Die Frau klingelte, der Fußgänger wollte nicht weichen, ein Wort gab das andere. Beide bepöbelten sich, dann schlug der 84-Jährige zu! Mit zwei Fausthieben ins Gesicht boxte er die 32-Jährige vom Rad. Jetzt ermittelt die Polizei.
Kein Einzelfall. Polizeidirektor Ulf Schröder, Chef der Verkehrsdirektion der Hamburger Polizei, beklagt, dass sich kaum noch einer an §1 der Straßenverkehrsordnung hält. Da heißt es: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“
Der Verkehrsexperte: „Die Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr nimmt zu. Das Klima auf unseren Straßen muss besser werden.“
Durch aktuelle Baumaßnahmen sind viele Verkehrsteilnehmer im Stress. Auch die Umbauten für Radfahrer sorgen bei manchen für Verwirrung. Viele Radfahrer mögen außerdem nicht gern auf der Straße fahren.
Schröder sieht einen weiteren Grund für Aggressivität und Regelverstöße: die geringen Strafen in Deutschland. In den USA, in Dänemark, den Niederlanden oder Schweden werde viel entspannter gefahren – weil die Strafen oft viel höher sind als hier.
Dirk Lau, Sprecher des Fahrradclubs ADFC meint: „Überall dort, wo Platz knapp ist, fangen Verkehrsteilnehmer an, sich zu streiten. Jeder versucht, seinen Mobilitätsanspruch durchzusetzen – das geht meist aufs Konto des Schwächeren.“Lau fordert von der Politik eindringlich, bei Baustellen für eine „ordentliche Verkehrsführung“zu sorgen.