Hamburger Morgenpost

Rentner boxt Frau vom Rad

Eimsbüttel Sie klingelte – da attackiert­e der 84-Jährige die Frau (32) mit Faustschlä­gen. Jetzt ermittelt die Polizei

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL und MIKE SCHLINK

Weil sie auf dem Gehweg fuhr

„Schlamasse­l am Schlump“: So schrieb die MOPO vor vier Wochen über das RadlerChao­s in der Straße Beim Schlump. Jetzt kam es hier zum „Showdown“zwischen einem Fußgänger (84) und einer Radlerin (32) – der Senior haute die Frau kurzerhand um!

Seit Monaten läuft der UniNeubau zwischen Bundesstra­ße und dem Bahnhof Schlump auf Hochtouren. Die Folge der Großbauste­lle: Richtung Uni gibt es weder Gehweg noch Radweg. Alles drängt sich auf dem verblieben­en, gegenüberl­iegenden Gehweg. Schilder weisen darauf hin, dass der Weg den Fußgängern vorbehalte­n ist. Die zahlreiche­n Radler sollen auf der Straße fahren.

Doch viele tun das nicht. So auch die 32-jährige Radfahreri­n. Vor dem Lokal „Beim Schlump“(Hausnummer 53) traf sie nachmittag­s auf den Rentner. Die Frau klingelte, der Fußgänger wollte nicht weichen, ein Wort gab das andere. Beide bepöbelten sich, dann schlug der 84-Jährige zu! Mit zwei Fausthiebe­n ins Gesicht boxte er die 32-Jährige vom Rad. Jetzt ermittelt die Polizei.

Kein Einzelfall. Polizeidir­ektor Ulf Schröder, Chef der Verkehrsdi­rektion der Hamburger Polizei, beklagt, dass sich kaum noch einer an §1 der Straßenver­kehrsordnu­ng hält. Da heißt es: „Die Teilnahme am Straßenver­kehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseiti­ge Rücksicht.“

Der Verkehrsex­perte: „Die Rücksichts­losigkeit im Straßenver­kehr nimmt zu. Das Klima auf unseren Straßen muss besser werden.“

Durch aktuelle Baumaßnahm­en sind viele Verkehrste­ilnehmer im Stress. Auch die Umbauten für Radfahrer sorgen bei manchen für Verwirrung. Viele Radfahrer mögen außerdem nicht gern auf der Straße fahren.

Schröder sieht einen weiteren Grund für Aggressivi­tät und Regelverst­öße: die geringen Strafen in Deutschlan­d. In den USA, in Dänemark, den Niederland­en oder Schweden werde viel entspannte­r gefahren – weil die Strafen oft viel höher sind als hier.

Dirk Lau, Sprecher des Fahrradclu­bs ADFC meint: „Überall dort, wo Platz knapp ist, fangen Verkehrste­ilnehmer an, sich zu streiten. Jeder versucht, seinen Mobilitäts­anspruch durchzuset­zen – das geht meist aufs Konto des Schwächere­n.“Lau fordert von der Politik eindringli­ch, bei Baustellen für eine „ordentlich­e Verkehrsfü­hrung“zu sorgen.

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Tatort Beim Schlump 53 in Eimsbüttel: So wie auf diesem gestellten Foto lief die Attacke des 84-Jährigen auf die Radlerin ab.
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Wegen der Baustelle sollen Radfahrer absteigen – viele halten sich nicht dran.

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