„Ich wusste nicht, was mit mir passiert!“
Verteidiger erinnert sich in der MOPO an seinen Wechsel aus Brasilien zum HSV Während der Verein und seine Berater verhandelten, lief er nervös durch die City
Heute bricht er wieder aus, der allgemeine WechselWahnsinn. Es ist „Deadline Day“, ab morgen geht nichts mehr. Cléber kennt diese Situation. Vor zwei Jahren wechselte er kurz vor Toreschluss zum HSV. Der 29-Jährige weiß, wie nah Freud und Leid im globalen Transfer-Wahnsinn beieinander liegen können. Im MOPO-Interview spricht er über das Warten auf den Vollzug.
MOPO: Erinnern Sie sich noch an den Tag Ihres Transfers zum HSV?
Cléber: Na, klar – wie könnte ich das vergessen? Ich war in Hamburg und wusste nicht, was mit mir passiert. Dokumente wurden hinund her geschickt. Es war ein Hoffen und Bangen. Der HSV wollte Sie verpflichten und musste noch Einigung mit Ihrem Ex-Klub Corinthians und Ihren Beratern erzielen. Und ich saß im Hotel Elysée und habe auf den entscheidenden Anruf gewartet, dass es klappt. Ich hatte mich schon mit dem Gedanken angefreundet, dass ich wieder zurück nach Brasilien muss. Eine sehr nervige Situation. Wie vertreibt man sich die Zeit in so einem Moment? Ich bin einfach rausgegangen, ab in die City, an die Alster. Ich weiß noch, dass ich an einem Kino vorbeikam und kurz überlegt habe, rein zu gehen und einen Film zu gucken. Aber dann dachte ich: Das wäre jetzt ziemlich blöd, ich verstehe ja gar kein Deutsch. Letztlich hat alles funktioniert,
die Dokumente wurden ausgetauscht und Sie konnten den Vertrag unterschreiben.
Und ich war sehr erleichtert. Ich bin dann sogar gleich mit der Mannschaft zum Spiel nach Köln gefahren.
Plötzlich war alles neu für Sie. Auf welche Probleme sind Sie nach dem Wechsel gestoßen?
Ich kam ja aus einer ganz anderen Kultur, das ist nicht leicht. Du musst einen anderen Schlafrhythmus finden, dich ans deutsche Essen gewöhnen. Und diese Sprache! Ich habe nichts verstanden. Das war schwer.
Ja! Fußball bestimmt doch ohnehin mein Leben, er bestimmt fast alle zeitlichen Abläufe. Ich war mit meiner Familie in Blankenese. Treppenviertel, Elbstrand, das war in dem Moment wichtiger als ein weiteres Fußballspiel.
Vom HSV berichtet SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de In Ihrer Heimat wurden in den Medien zuletzt mit Rodrigo Caio, Walace und Douglas Santos gleich drei Ihrer Landsleute mit dem HSV in Verbindung gebracht, die in Rio die Goldmedaille holten. Haben Sie das Olympische Finale gegen Deutschland verfolgt Land angefeuert?
Nicht so richtig, zweite Hälfte.
und
nur
Wie bitte? Ihr
die
Wie konnte das passieren? So haben Sie die große Revanche für das schmerzhafte 1:7 der Brasiliener im Halbfinale der WM 2014 gegen Deutschland ja zur Hälfte verpasst.
Egal. Ich habe das Spiel damals ehrlich gesagt auch nicht gesehen. Wir haben mit Freunden gegrillt und ich habe immer nur gehört: „Tor, Tor, Tor, und noch ein Tor für Deutschland.“Da dachte ich mir: Meine Güte, jetzt muss ich mich auch nicht mehr vor den Fernseher setzen.