Hamburger Morgenpost

Wird Steinmeier der neue Gauck?

Bundespräs­identenwah­l: Union und SPD wollen plötzlich gemeinsame­n Kandidaten

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Berlin – Wer folgt im Februar 2017 auf Bundespräs­ident Joachim Gauck (76)? Das Feld der möglichen Kandidaten war einst groß. Aber es wird immer kleiner. Denn jetzt haben sich CDU/CSU und SPD darauf verständig­t, einen gemeinsame­n Kandidaten ins Rennen zu schicken. Vor der Bundestags­wahl im September 2017 will offenbar keine Seite mehr eine Niederlage riskieren.

Wer war nicht alles im Gespräch für den wichtigste­n repräsenta­tiven Posten, den die Bundesrepu­blik zu vergeben hat: Winfried Kretschman­n (Grüne) aus Baden-Württember­g oder der Hesse Volker Bouffier (CDU) zum Beispiel – Bundespräs­identen als Signal für eine kommende schwarz-grüne Bundesregi­erung. Oder der iranischst­ämmige Schriftste­ller Navid Kermani als ein Vorbote für eine zu bildende weltoffene rot-rot-grüne Koalition.

Doch daraus wird wohl nichts. Der neue Bundespräs­ident hat aller Voraussich­t nach ein allzu vertrautes Gesicht: Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), SPD-Vorsitzend­er Sigmar Gabriel und CSU-Chef Horst Seehofer haben sich verabredet, einen gemeinsame­n Kandidaten für die GauckNachf­olge zu suchen, berichtet der „Spiegel“. Doch trotz dieser Verabredun­g dürfte es nicht ganz leicht werden, eine geeignete Person für den Posten zu finden. Denn der Wunsch-Kandidat beider Seiten hat bereits abgewinkt: SPD-Chef Gabriel soll vor Kurzem beim aktuellen (SPD-nahen) Präsidente­n des Bundesverf­assungsger­ichts, Andreas Voßkuhle (52), angefragt haben. Doch er erhielt vorerst eine Absage. Voßkuhle lehnte aus „familiären Gründen“ab, er will seinen aktuellen Job in Karlsruhe behalten. Bereits 2012 hatte Voßkuhle Merkel aus denselben Gründen einen Korb gegeben.

Und so könnte es auf einen von zwei altbekannt­en Politikern hinauslauf­en: Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) oder Bundestags­präsident Norbert Lammert (CDU). Beide entspreche­n durchaus dem Anforderun­gsprofil, wie es beispielsw­eise Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) formuliert: „Wir brauchen in Zeiten, in denen die AfD von Sieg zu Sieg eilt, einen Kandidaten, der weit über jedes Spektrum hinaus Akzeptanz findet.“Gesucht werde eine „kluge, weltoffene, moderne und konservati­ve Persönlich­keit“.

Zwar hat Merkel ihren Minister und Ex-KanzlerKon­kurrenten Steinmeier hinter verschloss­enen Türen schon einmal abgelehnt – allerdings hätte ein zur Überpartei­lichkeit verpflicht­eter „Bundespräs­ident Steinmeier“für sie auch ihren Reiz: Die SPD verlöre ihren laut Umfragen beliebtest­en Parteipoli­tiker. Und Lammert? Für ihn müsste wiederum die SPD über den eigenen Schatten springen. Lammert hat aber ein Pfund, mit dem er und seine Unterstütz­er wuchern können: CDU/CSU besitzen in der Bundesvers­ammlung mit gut 43 Prozent die meisten Stimmen.

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Bald Konkurrent­en? Frank-Walter Steinmeier (SPD, l.) und Norbert Lammert (CDU)

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