Dieses Haus gibt es doppelt
Neustadt Den 255 Jahre alten Paradieshof unweit des Großneumarkts gibt es als Original und Fälschung
Hamburg hat Tausende Baudenkmale aller Stile und Epochen. Doch der Paradieshof in der Neustadt ist einmalig. Das Gebäude gibt es nämlich gleich zwei Mal!
Das Original steht am Alten Steinweg 11 unweit des Großneumarkts. 1761 wurde es als Mehrfamilienhaus für ärmere Leute errichtet. Nach Kriegszerstörungen ließ man das Hintergebäude abreißen. Dieses Schicksal drohte in den 80er Jahren auch dem Vorderhaus. Das baufällige Bauwerk sollte an den Versicherungskonzern Deutscher Ring verkauft werden. Der Abriss drohte.
In dieser Situation entschied sich die Alfred-Töpfer-Stiftung an der Neanderstraße, nur knapp 300 Meter vom Original, eine Replik des Paradieshofes zu bauen. Doch ab 1987 regte sich Protest der Anwohner und Denkmalschützer. Auch der damalige Kultursenator Ingo von Münch (FDP) kämpfte für den Paradieshof. Zunächst vergeblich. Im Hamburger Senat wurde der feinsinnige Politiker überstimmt und sagte resignierend: „Was soll ich noch in diesem Senat?“
Dort dominierten Leute wie „Beton-Eugen“Wagner (SPD). Ein rücksichtsloser Politiker, dem es nur um Geld und Macht ging und dem das Stadtbild herzlich egal war. Doch wie durch ein Wunder ging der Paradieshof dann nicht an die Versicherung, sondern an den „Bauverein“, eine Hamburger Wohnungsbaugesellschaft, die damals mehr Geschichtsbewusstsein zeigte als der Senat. So kam es schließlich zur Rettung eines der ganz wenigen verbliebenen Wohnhäuser aus der Barockzeit in der Hansestadt. Aber da war die Kopie schon fertig – und nun gibt es ihn eben gleich zwei Mal, den schönen Paradieshof.