Hamburgs lustigster Reiseführer
Sebastian Schnoy Von eingebildeten Vögeln und Barbour-Jacken
In der HafenCity ziehen die Abgase der Kreuzfahrtschiffe in die Schlafzimmer, die Blankeneser erziehen sogar ihre Hunde zweisprachig, Geldübergaben finden gerne unter der A7 statt und in Mümmelmannsberg gibt’s ein Horrorhaus – Dinge, die der gemeine Tourist eher nicht erfährt. Leider. Aber jetzt hat Kabarettist und Ex-MOPO-Kolumnist Sebastian Schnoy (47) einen Hamburgführer geschrieben. Garantiert ohne Musicaltipps.
Köln, Nürnberg und Berlin haben sie schon, die satirischen Stadtführer, geschrieben von örtlichen Comedians. Neueste Ausgabe: Hamburg. Sebastian Schnoy ist in Billstedt aufgewachsen („Billstedt und Horn schufen die Stadtplaner im Zorn“), wo „ein bisschen Luxus genau das Salz wäre, das in der Billstedter Suppe fehlt“. Aber die Studenten und Künstler wollen ja trotz der billigen Mieten nicht nach Mümmelmannsberg ziehen.
Und während andere Reiseführer das Schanzenviertel als Ausgehquartier preisen, schreibt Schnoy trocken: „Schanze: Das Märchen von der Gentrifizierung“– und nimmt die Schanzenbewohner hoch, die als Studenten kamen und nun als Gutverdiener „bräsig auf einem alten Mietvertrag sitzen“und gegen Neuzugänge kämpfen.
British Flair in Flottbek („Ben Hur der Barbour-Jacken“), Alsterschwäne („Hamburgs eingebildete Vögel“) oder die ständige Konkurrenz mit Berlin („Interessanterweise weiß man in Berlin nichts davon“) – Schnoys Betrachtungen sind auch für Hamburger höchst unterhaltsam. Nützliche Tipps gibt’s natürlich auch. Etwa, dass man stets einen Tidenkalender zur Hand haben sollte. Zum Biertrinken und Schiffegucken am Elbstrand.
„Flottbek: Ben Hur der Barbour-Jacken“ Sebastian Schnoy: „Hamburg – Satirisches Handgepäck“, 144 S., Michael Müller Verlag, 12,90 Euro