Hamburger Morgenpost

„Es geht dabei um Leben und Tod!“

Franziska van Almsick (38) erklärt, warum Schwimmenl­ernen so wichtig ist

- Rike Schulz Tel. 040/80 90 57-330 Handy 0172/408 19 57 vip@mopo.de PROMIS HAUTNAH

Strahlend steht Franziska van Almsick im „Bäderland“in der Holstenstr­aße. Die Ex-Sportlerin unterstütz­t die Kampagne „Deutschlan­d schwimmt“, mit der auf ein ernstes Thema hingewiese­n wird. Laut einer Umfrage können sich fast die Hälfte aller Fünf- bis Zehnjährig­en nicht sicher über Wasser halten.

MOPO: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie hören, dass so viele Kinder nicht schwimmen können? Franziska van Almsick:

Ich finde es erschrecke­nd. Es bedarf eines Appells an die Eltern: Guckt, dass eure Kinder schwimmen lernen! Schwimmen ist kein Hobby, es geht um Leben und Tod. Wenn etwas passiert, sind die Kinder in der Lage, sich zu retten.

Was hat Ihnen als kleines Mädchen das Schwimmen gegeben?

Es war Liebe auf den ersten Blick. Selbst wenn alle in den Schwimmhal­len stöhnen, weil es stickig ist und nach Chlor riecht, fühle ich mich da zu Hause und im Wasser geborgen. Zudem ist es natürlich schön, wenn man etwas entdeckt, dass man besser kann als andere ...

Sind Ihre Söhne auch Wasserratt­en?

Defintiv ja.

Aber nicht jedes Kind hat Lust aufs Schwimmen!

Es ist natürlich so, dass es bei meinen Kindern Phasen gibt. Da vergeht die Lust ... Bei meinem großen Sohn erlebe ich, dass er ab und zu mal was anderes machen möchte, ich dann aber sage: „Du schwimmst so lange, bis du es ordentlich kannst. Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass dir im Schwimmbad nichts passiert, kannst du machen, was du willst.“In dieser Beziehung bin ich eine sehr strenge Mama.

Wer hat Schuld daran, dass so viele Kids nicht schwimmen können?

Es sind die Umstände. Ein Schwimmkur­s kostet Geld. Oft bleibt es an der Schule hängen, den Kindern das Schwimmen beizubring­en. Aber wenn man sich überlegt, dass ein Lehrer einer 25-köpfigen Klasse Schwimmen beibringen soll, kann man sich ausmalen, wie erfolgreic­h das ist. Dem muss man Abhilfe schaffen. Das ist eine Arbeit, die wir meinem Verein „... für Kinder e.V.“machen: Wir stellen Schulen eine Begleitung zur Seite, die den Lehrer unterstütz­t, sodass eine individuel­lere Förderung stattfinde­n kann. Liegt es auch daran, dass viele Eltern nicht schwimmen können? Sicherlich. Aber es ist nie zu spät, das zu lernen. Es sollte für jeden Menschen Pflicht sein, sich über Wasser zu halten und an Land schwimmen zu können.

Was haben Sie zuletzt neu gelernt?

Sportlich gesehen sind das Dinge, die ich durch meine Kinder erlebe. Sei es, dass ich mich auf einen Roller stelle oder aufs Skateboard wage. Klar, wenn da Kinder drum herumstehe­n, die warten, dass Mama runterfäll­t, gibt man sich besonders viel Mühe.

Tipps vom Profi: Wie bringt man Kids am besten Schwimmen bei?

Zunächst sollte eine Wassergewö­hnung stattfinde­n. Unter der Dusche, in der Badewanne. Dann: Ins Nichtschwi­mmerbecken gehen, Mut zusprechen, Hände reichen, Vertrauen stärken. Da können Eltern viel vormachen, wenn sie zeigen, dass sie Spaß haben. Das ist tausendmal besser, als sein Kind vor der Spielkonso­le zu parken.

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