Unter Druck
In der sprtlichen Krise trifft HSV-Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer harte Entscheidungen. Nach der Entlassung von Trainer Bruno Labbadia rückt aber auch er selbst immer stärker in den Fokus der Kritik.
Nun ist der Nächste weg. Einen nach dem anderen lässt Dietmar Beiersdorfer beim HSV über die Klinge springen. Nur der Klub-Boss selbst darf immer weitermachen – obwohl er ein großes Teil des HSV-Problems ist.
Zumindest in einem Punkt wurde Beiersdorfer dann doch Unrecht getan. Die Tatsache, dass Bruno Labbadia telefonisch von seiner Entlassung unterrichtet wurde, werteten Kritiker als weitere Stillosigkeit. Dabei wollte der Trainer es so! „Ich hätte es Bruno gern persönlich mitgeteilt, aber er hat darum gebeten, dass dies telefonisch passiert“, erklärte Beiersdorfer am Tage der Demission. „Das habe ich dann um 10 Uhr getan.“An allem ist er dann eben doch nicht schuld.
An vielem anderen schon. Zwei Jahre ist Beiersdorfer im Amt, verbessert hat sich beim HSV zumindest auf dem Platz nichts. Für mehr als 90 Millionen Euro ging der Boss in dieser Zeit shoppen – doch sein Klub steht wie so oft in den Vorjahren auf einem Abstiegsplatz.
Besonders auffällig: Der früher als „Grande“geltende Beiersdorfer hat sich zum eiskalten Boss entwickelt. Wer nicht in seine Linie passt, wird rasiert. So erging es den Trainern Mirko Slomka (September 2014) und Joe Zinnbauer (März 2015). Peter Knäbel wurde als Trainer installiert und nach zwei hohen Pleiten zügig wieder abberufen – und musste im Mai dieses Jahres aufgrund „unterschiedlicher Auffassung bei der Ausrichtung des HSV“sein Büro im Stadion dann komplett räumen. Nun erwischte es Labbadia.
„Es liegt in meiner Verantwortung, die Ziele des Klubs und die sportliche Entwicklung zu beurteilen“, so der Boss, der letztlich unabhängig vom 0:1 gegen die Bayern zu einem Schluss kam: „Wir haben 20 Punkte in diesem Kalenderjahr geholt, jetzt viermal hintereinander verloren. Und ich betrachte es mit großer Sorge, dass wir uns keine Torchancen erarbeiten.“Deshalb musste Labbadia gehen.
Dennoch, die Umstände der Entlassung werfen einen Schatten auf Beiersdorfers Handeln. Er gibt zu, dass ihn bereits seit längerem Zweifel an Labbadias Arbeit plagten: „Die Gedanken, dass wir diese fußballerischen Probleme haben, hatte ich schon vor der Sommerpause. Letztlich haben wir die Saison gemeinsam geplant – da gehst du dann erst mal positiv in die Serie.“Eine Entlassung Labbadias nach der Pleite in Freiburg vor sechs Tagen wurde diskutiert, „da war es schon eng. Aber es war eine englische Woche, da ist es schwer, so eine Entscheidung zu treffen, weil du Dinge erst mal sacken lassen musst.“Der Entschluss aber stand.
Und Beiersdorfer? Wann muss der Boss für sein Miss-
management geradest Er gibt zu: „Das ist m Mannschaft! Es gibt kau nen Spieler, für desse Kommen ich nicht verantwortlich bin.“Klingt nach Selbstkritik. Doch der 51Jährige stellt klar: „Gerade weil ich hier die Verantwortung trage, habe ich entschieden. Allein im Sinne des HSV. Es geh schließlich nicht um ein zelne Personen.“
Wäre nur schön, wen für die Arbeit des Chefs glei che Maßstäbe gelten würden, wie für die Angestellten, die er entlassen hat.