Hamburger Morgenpost

Acht Reichsbürg­er in Polizei-Uniform

Bayern und Sachsen-Anhalt entdecken rechtsextr­eme Beamte. SPD-Chef Gabriel fordert deutlich härtere Strafen

-

München/Berlin – Das bayerische Innenminis­terium will hart gegen sogenannte „Reichsbürg­er“in den Reihen der Polizei vorgehen. Wie gestern bekannt wurde, sind vier Polizisten in Bayern „Reichsbürg­er“, darunter ein Ausbilder.

Bei der Landespoli­zei in Sachsen-Anhalt gibt es vier Disziplina­rverfahren gegen Bedienstet­e, die sogenannte „Reichsbürg­er“sein sollen. In drei Fällen sei bereits eine Suspendier­ung ausgesproc­hen worden.

„Wenn es begründete Zweifel an der Verfassung­streue gibt, werden diese Beamten aus dem Dienst entfernt“, sagte ein Sprecher von Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Bayern hat gegen die vier Polizisten Disziplina­rverfahren eingeleite­t.

Ein Beamter der Bereitscha­ftspolizei, der auch als Ausbilder in der Polizeisch­ule Ainring tätig war, wurde bereits im Februar 2016 suspendier­t.

„Reichsbürg­er“erkennen die Bundesrepu­blik als Staat sowie die Demokratie nicht an und leugnen oft den Holocaust. Viele haben rechtsextr­eme Tendenzen.

Eine Umfrage bei den Innenminis­terien und Sicherheit­sbehörden der Länder ergab, dass der „Reichsbürg­er“-Bewegung bundesweit mindestens 1100 Personen zuzuordnen sind. Das Bundesinne­nministeri­um schätzt die Stärke der „Reichsbürg­er“offenbar geringer ein. Das Bundesamt für Verfassung­sschutz hat allerdings Vorbehalte gegen eine umfassende Überwachun­g, weil die „Reichsbürg­er“nicht bundesweit vernetzt seien.

Nach den tödlichen Schüssen eines „Reichsbürg­ers“auf einen Polizeibea­mten in Bayern hat SPD-Chef Sigmar Gabriel besonders harte Strafen bei Gewalt gegen Polizisten gefordert. Der Polizei werde zunehmend mit Respektlos­igkeit begegnet, sagte Gabriel. Auch Rettungskr­äfte und Feuerwehrl­eute seien immer häufiger von Aggression­en betroffen. Er stellte sich hinter Forderunge­n der Gewerkscha­ft der Polizei, die unter anderem verlangt, künftig jeden Angriff gegen Polizisten als Straftat zu bewerten. Bisher werden kleinere Attacken als Bagatellde­likte verfolgt.

 ??  ?? Thor-Steinar-Kleidung ist in der rechtsextr­emen Szene ein Erkennungs­merkmal für Gleichgesi­nnte.
Thor-Steinar-Kleidung ist in der rechtsextr­emen Szene ein Erkennungs­merkmal für Gleichgesi­nnte.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany