Hamburger Morgenpost

... Hitlers Außenminis­ter verhaftet wurde

14.6.1945 In einer Pension in der Schlüterst­raße hielt sich Ribbentrop versteckt

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Von OLAF WUNDER

Schlüterst­raße 14 im Grindelvie­rtel. Ein schönes Gebäude. Jugendstil. Ein Traum ganz in Weiß. Vor 71 Jahren war dieses Wohnhaus Schauplatz einer Verhaftung: Der Mann, der sich hier unter falschem Namen versteckt hielt, bis er am 14. Juni 1945 von britischen Soldaten aufgespürt wurde, war Joachim von Ribbentrop, der Außenminis­ter des „Dritten Reiches“. Als junger Mann führt der in Wesel geborene Ribbentrop ein Leben ohne Sorgen. Seine Familie ermöglicht ihm ein Studium in London, er lebt eine Zeit lang in Kanada. Und dann heiratet er auch noch steinreich: In den 20er Jahren lernt er bei einem Tennisturn­ier die Tochter des Schaumwein-Fabrikante­n Henkell kennen und steigt in die Spirituose­n-Branche ein.

Er verkehrt in besten Kreisen. Zu seinen Freunden gehören viele jüdische Unternehme­r. Einen besucht er im Sommer regelmäßig in dessen Villa auf Sylt. Nichts deutet darauf hin, Ribbentrop könne ein Nazi sein.

Doch als sich abzeichnet, dass die NSDAP die Macht erringen wird, schließt er sich ihr an – um der Karriere willen. Er ist ein Opportunis­t. Anfang Januar 1933 stellt Ribbentrop Hitler sogar seine Berliner Villa zur Verfügung: Dort finden die Koalitions­verhandlun­gen statt, an deren Ende der Chef der NSDAP zum Reichskanz­ler ernannt wird. Beginn der NS-Herrschaft. Für die Unterstütz­ung bedankt sich Hitler großzügig: Ribbentrop wird zunächst Botschafte­r in London, ab 1938 ist er deutscher Außenminis­ter und führt die Geheimverh­andlungen mit der Sowjetunio­n zur Aufteilung Polens. E immer w friedlich Reichsre

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Ribbentrop täuscht die ganze Welt

Er ist es, der dem Westen wieder versichert, wie die Absichten der gierung sind. päter, am 20. April 1945: erbunker wird Hitlers ag gefeiert – allerdings halten, denn es wird der in. An diesem Tag setzt bentrop aus der Reichsdt ab, um die bereits ekämpft wird. Sein Ziel mburg. Dorthin hat er senbahnwag­gons randCognac schaffen lassen. m warten Goldbarren im Wert von fünf Millionen Reichsmark auf ihn.

In Hamburg kennt Ribbentrop einen Weinhändle­r, der ihm dabei helfen soll, den Cognac zu Geld zu machen. Danach will er sich über Schweden nach Südamerika absetzen. Doch der „Geschäftsf­reund“hat andere Pläne, möchte den Cognac lieber für sich. Und so kommt es, dass dessen Sohn die Besatzungs­behörden informiert.

Ribbentrop wohnt in der Pension Berk im Haus Schlüterst­raße 14, wo er den Namen „Riese“ angegeben hat. Als am Morgen des 14. Juni britische Soldaten und Vertreter des britischen Geheimdien­stes in sein Zimmer eindringen, liegt Ribbentrop noch im Bett. Zwar hat er eine Giftkapsel an der Innenseite eines Oberschenk­els befestigt, aber er versucht gar nicht erst, sie zu nehmen. Ribbentrop ist überzeugt, mit einem blauen Auge davonzukom­men. Beim Kriegsverb­recherproz­ess in Nürnberg 1946 sagt er auf die Frage, ob er vom Massenmord an den Juden gewusst habe: „I don’t know at all.“

Doch die Ausflüchte helfen ihm nicht. Nachdem der Richter das Urteil gefällt hat, bezeichnet er es in einem Brief an seine Frau als „unhaltbar, das weiß jeder“. Am 16. Oktober 1946 wird er im Nürnberger Justizpala­st gehängt.

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Vom Judenmord will er nichts gewusst haben

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Schlüterst­raße 14 in Rotherbaum: In diesem Haus hielt sich Joachim von Ribbentrop versteckt, nannte sich „Riese“. Am 14. Juni 1945 wird er hier von der britischen Militärpol­izei festgenomm­en.
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Nach Hitlers „Machtergre­ifung“wird Ribbentrop Mitglied der SS und Außenminis­ter. 1945 will er nach Südamerika fliehen. Der tote Ribbentrop: Am 16. Oktober 1946 ist er in Nürnberg gehängt worden. Das Nürnberger Tribunal 1946: Auf der Anklageban­k in der...

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