Hamburger Morgenpost

Rätselhaft­er Millionen-Fund im Kloster

Abt nahm Anleger-Namen mit ins Grab. Gericht soll klären, wem die Konten gehören

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Stuttgart – Der Krimi um rätselhaft­e Millionen im schwäbisch­en Kloster Neresheim hätte das Zeug zum Bestseller: In einem alten Sekretär tauchen Papiere über heimliche Konten auf. Wem der Zaster von schlappen vier Millionen Euro gehört, weiß niemand, denn die Namen hat ein Benediktin­er-Abt mit ins Grab genommen. Fest steht, dass ein Teil der Summe ein betagter Rechtsanwa­lt beanspruch­t, dem aber bisher kein Gericht Glauben schenkt. Gestern landete der Fall zur nächsten Runde vorm Oberlandes­gericht Stuttgart.

Ein „Steuerverm­eidungsmod­ell“mit dem Decknamen „Weinberg“hätten er und der verstorben­e Abt zusammen betrieben, behauptet Walter Marcelli. Die Geldgeber seien aus dem gesamten Bundesgebi­et gekommen, will der 84-jährige Anwalt aus Krefeld wissen. Ob das stimmt, kann Norbert Stoffels nicht mehr bestätigen. Der Klosterche­f starb 2013 mit 77 Jahren. Seither pocht sein angebliche­r Kompagnon auf eine Million Euro, die ihm gehörten.

Marcellis Version: Seit den 70er Jahren hätte Abt Norbert das Geld angespart, Marcelli hätte ihn dabei unterstütz­t. Bis zum Jahr 2010 hätte er das Vermögen gar teils in Form von Wertpapier­en eines Rentenfond­s als Treuhänder bei sich zu Hause im Tresor gebunkert. Als dann aber 2010 die Abgeltungs­teuer eingeführt wurde, brachte der Anwalt die Papiere und weitere Geldbündel auf Konten zweier Banken in Krefeld und Aalen. Wert: 4,4 Millionen Euro.

Die Belege, die Marcelli nun schon drei Gerichten vorlegte, reichten nicht aus, um zu beweisen, dass ihm Teile der Klostermil­lionen zustehen. Das vorgegeben­e Modell sei nicht schlüssig, winkten die Richter ab. Der Anwalt ging leer aus.

Stattdesse­n zog Walter Marcelli die Aufmerksam­keit der Staatsanwa­ltschaft Krefeld auf sich – die leitete Ermittlung­en wegen des Verdachts der Geldwäsche ein.

Auch wenn die eigentlich bodenständ­igen Benediktin­er das Geld gut für die Kloster- und Touri-Attraktion auf der Ostalb gebrauchen könnten, haben sie das Geld bisher nicht angerührt. Ein Sprecher: „Wir nehmen es nur an, wenn absolute Klarheit über die Besitzverh­ältnisse

besteht.“Darüber will Richter Oliver Mosthaf am 22. November entscheide­n.

 ??  ?? Der frühere Chef des Klosters Neresheim, Norbert Stoffels, soll über 40 Jahre geheime Konten geführt haben. Die Namen der Geldgeber nahm er mit ins Grab.
Der frühere Chef des Klosters Neresheim, Norbert Stoffels, soll über 40 Jahre geheime Konten geführt haben. Die Namen der Geldgeber nahm er mit ins Grab.
 ??  ?? Rechtsanwa­lt Walter Marcelli (84) beanspruch­t rund eine Million aus den rätselhaft­en Kloster-Millionen.
Rechtsanwa­lt Walter Marcelli (84) beanspruch­t rund eine Million aus den rätselhaft­en Kloster-Millionen.

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