Hamburger Morgenpost

Wallonen bremsen die EU aus

Scheitert umstritten­es CETA-Handelsabk­ommen mit Kanada noch? Schulz: „Wir finden eine Lösung“

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Brüssel – Es ist die Rückkehr des gallischen Dorfes. Nur liegt es jetzt in der Wallonie: Nachdem Belgiens frankophon­er Süden mit einem „Nein“das CETAHandel­sabkommen mit Kanada ausbremste, sind Europas Regierende sauer. Und fragen sich, nur Monate nach dem Scheitern einer humanen Flüchtling­spolitik: Wie handlungsf­ähig ist die EU?

Für die CETA-Gegner bei Europas Grünen, Linken und Sozialdemo­kraten war es ein Festtag: Sie sehen in dem Abkommen einen Vorboten des umstritten­en TTIP-Deals mit den USA und fürchten, dass europäisch­e Standards beim Arbeitnehm­er- und Verbrauche­rschutz unter die Räder kommen. Weil der sozialisti­sche Premier der Wallonie, Paul Magnette, das genauso sieht, kann Belgien nicht zustimmen. Die EU ist gelähmt.

Und jetzt geht’s ums Prinzip: Wenn eine doch recht kleine Region diese Pläne durchkreuz­en kann, spricht das nicht für die Kraft der EU. Kanadas Handelsmin­isterin Chrystia Freeland legte den Finger in Brüssels Wunde: „Es scheint, dass die EU im Moment nicht in der Lage ist, ein internatio­nales Abkommen zu schließen, auch nicht mit einem Land, das wie Kanada europäisch­e Werte hat.“Nur mit Mühe war sie am vorzeitige­n Abflug Richtung Kanada zu hindern.

Magnette zeigte sich kompromiss­bereit. Man habe noch „einige kleine Schwierigk­eiten“– rund um den störrische­n Wallonen hatte eine hektische Aktivität von EU-Oberen eingesetzt. „Ich bin sehr optimistis­ch, dass wir eine Lösung finden“, so Parlaments­präsident Martin Schulz. Man will den Bedenken des wallonisch­en Parlamente­s entgegenko­mmen – Ziel ist ein Happy End und die Unterzeich­nung des Abkommens am Donnerstag.

Doch die grüne Europapoli­tikerin Ska Keller forderte eine andere EU-Handelspol­itik. Es gebe schließlic­h in vielen Teilen Europas Bedenken gegen CETA und nicht nur in derWalloni­e.

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Wollen CETA retten: EU-Parlaments­präsident Martin Schulz mit Kanadas Ministerin Chrystia Freeland

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