Bestochen, gelogen, verhaftet!
Neue schwere Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Der unfassbare Absturz des Hamburger Millionärs Detlef Fischer (63)
Von ANASTASIA IKSANOV und THOMAS HIRSCHBIEGEL
Eine Hamburger Millionärs-Freundin und dreifache Mutter, die auf dem Oktoberfest einen Mann niedersticht. Ein Ex-Bundesliga-Star, der im Prozess aussagt. Star-Anwälte. Ein bestochener Zeuge. Festnahmen im Gerichtssaal. Der Münchner Wiesn-Prozess wirkt wie das überzogene Drehbuch zu einem RTLBlockbuster. Jetzt gibt’s noch einen Nachschlag in Sachen Dramatik: Polizisten verhafteten Detlef Fischer (63) in seiner Hamburger Villa.
Am Donnerstagmorgen klingelten die Beamten an der Villa des Multimillionärs und nahmen den Lebensgefährten der Messerstecherin fest. Parallel wurde ein weiterer Mann (62) in Hannover verhaftet, der an diesem Fall beteiligt sein soll. Beiden wird jeweils Anstiftung zur falschen uneidlichen Aussage vorgeworfen. Der Haftgrund ist laut der Münchener Staatsanwaltschaft Verdunkelungsgefahr.
Rückblick: MillionärsFreundin Marianne H. (34, Name geändert) hatte im Käferzelt auf dem Oktoberfest im vergangenen Jahr mit einem Taschenmesser auf einen Lkw-Fahrer eingestochen. Dieser hatte eine rassistische Bemerkung gegenüber Ex-Fußballer Patrick Owomoyela gemacht. Marianne H. kam wegen versuchten Mordes vor Gericht, behauptete jedoch, sie habe sich bedroht gefühlt, in Notwehr gehandelt. Um die Aussage zu bekräftigen, engagierte Detlef Fischer kurzerhand einen falschen Zeugen – Christian H.
Doch aus dem Plan wurde nichts: Im Juli wurde Christian H. direkt nach seiner Aussage noch im Gerichtssaal festgenommen. Es stellte sich heraus, dass Detlef Fischer ihm 100 000 Euro für die fingierte Aussage geboten hatte und weitere 100 000 Euro, falls Marianne H. wieder freikäme.
Der Millionär wanderte ebenfalls für einige Tage in den Knast, dort zeigte er sich geständig und kam bis zu seinem Prozess wieder frei.
Die Verlobte verurteilte das Münchner Landgericht zu 4,5 Jahren wegen versuchten Totschlags. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, sie sitzt weiter in U-Haft. Jetzt, Monate später, muss auch Detlef Fischer wieder in den Knast. Die Ermittler hatten zuvor offenbar herausgefunden, dass er im Sommer bei Weitem nicht alles gestanden hatte.
Christian H. sagte inzwischen offenbar aus, dass er für seine Rolle ein ausgearbeitetes Skript bekommen habe. Zwei Verteidigern von Marianne H. musste er angeblich die einstudierte Aussage vortragen. Diese hätten sich dann wegen Anstiftung oder Beihilfe strafbar gemacht!
Die Honorare der Anwälte sollen nach MOPO-Informationen jeweils im sechsstelligen Bereich liegen. Zudem soll Detlef Fischer vor dem Prozess dem Lkw-Fahrer Geld angeboten haben. Dieser ließ sich jedoch nicht kaufen und akzeptierte nur das Schmerzensgeld in Höhe von 80 000 Euro. Um welche Anwälte es sich handelt, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen. „Es gibt Hinweise auf strafrechtlich relevantes Verhalten“, bestätigte ein Sprecher lediglich. Zudem habe es zwischen den Aussagen von Detlef Fischer und Christian H. „Ungereimtheiten“gegeben. Fischer und sein Komplize sitzen jetzt in U-Haft in Hamburg, werden aber nach München überstellt.
Auch die Anwälte von Marianne H. könnten sich strafbar gemacht haben.