Hamburger Morgenpost

Die Schimmel-Hölle von der Osterstraß­e

Eimsbüttel Der Pilz frisst sich durch die feuchten Wände – doch der Eigentümer tut nichts

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Von ANKEA JANSSEN

Wer das Haus mit der Nummer 162 an der Osterstraß­e betritt, bekommt einen Schock: Im Hauseingan­g frisst sich der Schimmel regelrecht durch das Gemäuer, die Wände sind feucht und fleckig. Und auch in den Wohnungen sind die Zustände desolat. Lässt der Eigentümer das Haus absichtlic­h verrotten?

Im Sommer kann jeder, der will, einen Eindruck vom Horrorhaus bekommen. Denn dann lassen die Mieter die Haustür offen stehen, um den verschimme­lten Eingangsbe­reich wenigstens ein bisschen durchzulüf­ten. „Nachbarn sprechen hier nur noch vom Schimmelha­us an der Osterstraß­e“, sagt Ralf Badziong. Er wohnt seit 1997 im ersten Stock, seit letztem Jahr auch mit seiner Frau. Vor sieben Monaten kam Söhnchen Maximilian auf die Welt. „Seit 2010 der Eigentümer und die Hausverwal­tung gewechselt haben, passiert hier nichts mehr“, sagt der Diplom-Ingenieur. „Die Klingeln und das Licht im Flur sind ständig kaputt.“

Im zweiten Stock sitzt Heidi Preuß auf gepackten Kisten. Die 77-Jährige hält es nicht mehr aus, freut sich auf ihre neue Wohnung in Eppendorf. In ihrem Wohnzimmer ist ein kaputtes Fenster mit Klebeband zugeklebt, auch das Fenster im Schlafzimm­er schließt nicht mehr. „Teilweise hatte ich hier nur 13 Grad im Zimmer. Die Hausverwal­tung hat immer gesagt, es kommt jemand – aber das ist nie geschehen“, sagt die Rentnerin. Auch in Familie Badziongs Wohnung sind die Fenster undicht. „Die Verwaltung will uns den Namen des Eigentümer­s Angeekelt: Pia Badziong (24) mit ihrem sieben Monate alten Sohn Maximilian im widerlich verschimme­lten Hauseingan­g. nicht nennen, es heißt immer, er wolle anonym bleiben“, sagt Ralf Badziong.

Die Hausverwal­tung der Immobilie ist die „German Real Estate AG“.

Dort heißt es auf MOPONachfr­age: „Die Eigentümer­gesellscha­ft hat mit den nach dem Erwerb aufgetrete­nen Mängeln nicht gerechnet.“Derzeit werde der Zustand des Gebäudes aber angeblich von Ingenieure­n analysiert.

„Es sieht ganz so aus, als wolle man die Mieter im wahrsten Sinne des Wortes rausekeln“, sagt Sylvia Sonnemann von „Mietern helfen Mietern“. Die Lage in Eimsbüttel ist äußerst attraktiv, ein Neubau könnte gutes Geld bringen. „Die Mieter müssen den Vermieter unbedingt anzeigen und die Miete mindern. Niemand muss mit Schimmel leben.“

„Es sieht so aus, als wolle der Vermieter die Mieter rausekeln.“Sylvia Sonnemann

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Das Haus mit der Nummer 162 an der Osterstraß­e ist in einem desolaten Zustand.
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