Hamburger Morgenpost

Der Welt mal richtig die Meinung geigen

Herman van Veen: Bemerkensw­erter Auftritt in der Laeiszhall­e

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Eigentlich sind es ja die Österreich­er, denen man einen sehr lakonische­n Umgang mit Sterblichk­eit nachsagt. Aber wenn die Morbidität der Wiener aus Marmor ist, dann ist die der Niederländ­er aus schwarzer torfiger Erde.

„Mama, was kommt nach dem Tod?“, habe er seine Mutter einmal gefragt, erzählt Herman van Veen bei seinem Konzert am Donnerstag. „Die Rechnungen“, sei die Antwort gewesen.

Immer wieder, in seinen poetischen und oft sehr witzigen Ansagen ebenso wie in seinen klugen Liedern, beschäftig­t sich der 71-Jährige mit dem Altwerden, mit dem wehmütigen Rückblick auf die Vergangenh­eit und mit dem Sterben. War es also ein sehr melancholi­scher Abend, vor vollem Haus in der Laeizhalle? Keineswegs!

Der niederländ­ische Liedermach­er hat sichtlich Spaß daran, die Erwartunge­n seines Publikums zu brechen und die Leute immer wieder zu überrasche­n. So setzt er zu einem düster-morbiden Monolog über den Krieg an, um direkt im Anschluss mit seiner fabelhafte­n Band „Warum bin ich so fröhlich“aus seiner Kinderseri­e „Alfred Jodocus Kwak“zu spielen.

Zwischendu­rch macht er viele handfeste Scherze, erzählt skurrile Geschichte­n oder legt rasante Rock’n’RollNummer­n wie „Tutti Frutti“oder „Roll over, Beethoven“hin. Und er tanzt mit wiegenden Hüften über die Bühne, bevor er wieder zu einem seiner feinsinnig­en Lieder über das Leben ansetzt – leise und kunstvoll instrument­iert.

Durch die lustigen Einlagen wird aber die Essenz seines Werks nur noch deutlicher. Diese schönen, unaufdring­lichen und tiefgründi­gen Stücke, die auf Deutsch wunderbar funktionie­ren und auf Niederländ­isch dann doch immer noch ein bisschen besser. Großartig war das, Meneer van Veen, und großartig war auch Ihre Band!

Laeiszhall­e: Heute, 20 Uhr, Tickets 51-69 Euro, Tel. 018 06/ 447 00 00

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Der Musiker Herman van Veen (71) und seine Violinisti­n bei der Generalpro­be am Donnerstag

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