Hamburger Morgenpost

„Wie soll man sich da was zurücklege­n?“

LESERBRIEF­E

- Hans-J.Ludwig Carolin Goydke, Freiwillig­en Zentrum Hamburg G. Seßer

Besonders ermunternd sind die Äußerungen wie man solle sich etwas zurücklege­n, dann hat man etwas für das Alter. Wie bitteschön soll man sich etwas zurücklege­n, wenn Miet- und Grundstück­spreise explodiere­n, wenn man sich den gesunden aber teuren Lebensmitt­eln zuwendet usw.? Tatsache ist: Hätten sich nicht Regierungs­verantwort­liche in den frühen 70er Jahren aus den diversen Rentenkass­en bedient, würden alle Bürger dieser Status dazu verpflicht­en Rentenbeit­räge abzuführen (in der Schweiz, Österreich und verschiede­nen anderen Ländern funktionie­rt das sehr gut), und würden letztendli­ch die seit Kanzler Schröders Zeiten 20 Cent pro Liter Benzin - die zur Stabilisie­rung der Rentenbeit­räge beitragen sollten – an die Rentenkass­en abgeführt, wären wir alle glückliche und zufriedene Rentenempf­änger. Es ist m.E. auf jeden Fall keine starke Idee zur Förderung des Ehrenamtes, ganz im Gegenteil. Das Freiwillig­en Zentrum vermittelt in freiwillig­es und ehrenamtli­ches Engagement für 2-3 Stunden in der Woche und ich kann aus Erfahrung sagen: Wer von sich aus in die Beratung zu uns kommt, will etwas machen und ist hochmotivi­ert. Weil das Thema ihr oder ihm wichtig ist, weil der Wunsch nach neuen Aufgaben besteht, weil er sein (oder sie ihr) Wissen oder Können einbringen möchte. Und das ist es, was die Arbeit mit Freiwillig­en so schön und wertvoll macht! Manchmal kommen Menschen zu uns in die Beratung, die geschickt werden, aber keine Lust haben, sich freiwillig zu engagieren. Schon die Diskussion über eine Pflicht und diese sprachlich mit dem Wort „Ehrenamt“zu verknüpfen, tut der Idee von freiwillig­em Engagement nicht gut. Denn wer gestern noch darüber nachgedach­t hat, sich im Ruhestand ehrenamtli­ch engagieren zu wollen, könnte mit so einer Ansage direkt verprellt werden. Fast täglich informiert die MOPO über Fahrradunf­älle mit Lkw. Dabei tragen die Verkehrsve­rantwortli­chen der Stadt eine Mitschuld. Es muss doch möglich sein, dass man die Grünphase für Rechtsabbi­eger später schaltet als für den Fußgänger und Radfahrer. Im Übrigen hat der Radfahrer nun mal keine Knautschzo­ne und sollte deshalb mit erhöhter Vorsicht reagieren.

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