Ihre Liebe hielt 55 Jahre
Der Schauspieler und Ottilie:
Als er seine Ottilie kennenlernte, lockte er die damals 15-Jährige mit einer Schnulze, die er ihr vorsang. „Bleib bei mir, Diana“hieß sie.
Es sei ein schrecklicher Text, aber die Melodie sei schön gewesen, wird sie Jahre später sagen.
Aber Ottilie blieb, heiratete mit 17 ihren Manne. Mehr als 53 Jahre später begleitete sie ihn jetzt auf seinem letzten Weg, war bei ihm in den letzten Stunden seines Lebens.
Schwach war er geworden. Abgemagert. Seit August soll es nicht gut um Manfred Krug gestanden haben. Eine Herzklappen-OP, Magenprobleme und dann eine Lungenentzündung.
Das hielt selbst ein Hüne wie er nicht aus! Und sie musste ihn gehen lassen.
Die Liebe zwischen den beiden – sie schien trotz vieler Höhen und Tiefen, Fehltritten seinerseits unzertrennlich. Noch vor zwei Jahren machte der damals 77-Jährige seiner Ottilie eine wunderbare Liebeserklärung. In einem Interview mit TV-Moderator Markus Lanz schilderte er, wie er sich damals zu DDR-Zeiten mit ihr „selbst zwangsverheiratet“habe.
Es gab nicht mal einen Ring, weil er das zu spießig fand. Das habe eben auch nichts mit Romantik zu tun.
Nein, er habe 1963 verhindern wollen, dass sie in der tristen Provinz als Lehrerin arbeiten muss. Und so sagte er damals Ja. „Ich habe ihr den Gefallen getan, denn ich liebte sie sehr, und sie liebte mich sehr“, so Krug. Und das sei auch nach den ganzen Jahren noch so. Fügte lachend hinzu: „Sie wird die Sendung heute auch sehen und es wird sie rühren, wenn ihr alt gewordener Mann vor einem öffentlichen Publikum das noch mal ausdrücklich erklärt. Da habe ich doch wieder so einen Stein im Brett.“
Zusammenhalt war meist das große Thema bei den Krugs. Als er 1977 in den Westen übersiedelte, ging sie mit.
Als er ihr 2002 von einem Seitensprung beichtete und erklärte, dass er noch einmal Vater mit einer 40-jährigen Kollegin geworden sei, verzieh sie ihm.
Krug: „Das Kind ist mit in unserer Familie, wann immer es will, wann immer es kann. Es hat angefangen zu studieren und es freut mich.“
Das Paar hatte da schon drei erwachsene Kinder – darunter auch Tochter Fanny.
1970 in Ostberlin geboren, trat sie als junge Frau in die Fußstapfen ihres Vaters. Sie wurde Sängerin und veröffentlichte mit ihm zwei Jazzalben.
Die Musik – Krugs Leidenschaft neben der Schauspielerei. Bis zum Schluss plante er neue Auftritte an der Seite von seiner langjährigen Gesangspartnerin Uschi Brüning.
45 Jahre kannten sich die beiden. Er war damals schon ein Star in der DDR, sie eine Unbekannte. Es sei musikalische Liebe auf den ersten Blick gewesen, erinnerte sich Krug oft und gerne. Und daraus entstand eine innige Freundschaft.
Sie standen gemeinsam auf der Bühne und begeisterten mit Jazz und Balladen ihr Publikum. Sie bewunderte sein Frechsein, seine Stimme. Er ihre. 2014 erschien von ihnen das Jazz-Album „Auserwählt“.
Und auch mit dem Autor Jurek Becker („Jakob der Lügner“) verband Krug eine langjährige Männerfreundschaft. „Es war quasi Liebe“, sagte Krug traurig, als Becker 1997 starb. Jener Mann, den er 1956 in dem Ost-Berliner „Klub junger Künstler“kennenlernte, die ganze Nacht mit ihm durchschwatzte. Von 1959 bis 1964 wohnten die beiden zusammen.
„Wären wir Mann und Frau gewesen, hätte man das Liebe auf den ersten Blick nennen können“, wird sich viele Jahre später der Schriftsteller Becker erinnern.
In den 70er Jahren reisten beide aus der DDR aus. Becker wird später zahlreiche Drehbücher für die Kultserie „Liebling Kreuzberg“schreiben.
Weniger eng sind damals schon seine Kontakte zu seiner Familie. Seine geliebte Oma Lisa aus dem Pott ist längst tot, seine Eltern ebenso. Da war nur noch Bruder Roger (heute 76). Als sich die Eltern 1949 scheiden ließen, blieb Manfred bei dem autoritären, jähzornigen Vater. Zog mit ihm in den Osten. Roger blieb bei der Mutter. Das Verhältnis der Brüder untereinander? Eher zerrüttet. Manfred Krug klagte sogar gegen seinen Bruder, weil dieser behauptete, Manfred haben einen Deal mit der Stasi gehabt.
„Ich habe kein gutes Verhältnis zu ihm“, sagte Roger Krug (arbeitet als Antiquitätenhändler) vor Jahren in einem Interview über seinen Bruder Manfred.
Er bezeichnete ihn sogar als „unangenehm, rechthaberisch und geizig wie Dagobert Duck“. Das war 2011. Angeblich versöhnten sich die Brüder kurz vor Manfred Krugs Tod.
Vor ein paar Jahren gab das Ehepaar Krug übrigens dem „Stern“ein Interview. Er sagte damals, sie habe mehr in der Ehe aushalten müssen als er. Und sie erwiderte: „Er wirkt immer auf andere wie ein Raubein. Doch für mich war er meine große Liebe, und ich liebe ihn immer noch.“
Morgen lesen Sie: Manfred Krugs Vermächtnis – was uns der Schauspieler hinterlässt