Hamburger Morgenpost

Wie nahe stehen Sie

Der Boxer aus dem Otto-Clan flog ins

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Von RIKE SCHULZ und HARALD STUTTE

Der Profiboxer als Friedenskä­mpfer. So sieht Ismail Özen (34) sich am liebsten. Jetzt besuchte der Schwiegers­ohn von Versandhau­sChef Michael Otto (73) einen PKK-Kommandant­en im nordirakis­chen Guerillaca­mp. Özen, der kurdischer Alevit ist, sagt über die verbotene Arbeiterpa­rtei: „Das sind keine Terroriste­n.“

Durch seine Hochzeit mit Janina Otto (43) wurde Ismail Özen Mitglied des einflussre­ichen Versandhau­s-Clans. Neben seiner großen Liebe gibt es noch eine Sache, für die sein Herz schlägt. „Ich setze mich gegen Krieg und für die Rechte der Kurden ein“, so Özen zur MOPO. „Ich will, dass mein Volk in der Türkei anerkannt wird. Dass wir offiziell eine Partei gründen dürfen, uns von der Regierung Autonomie gewährt wird. Wer dort seinen Mund aufmacht, steht unter staatliche­r Beobachtun­g und läuft Gefahr verhaftet zu werden. Erdogan ist ein Diktator! Auch gegen mich gibt es sicherlich ein Ermittlung­sverfahren.“

Mehrere Male flog der Sportler, der in Altona aufwuchs, in das Vier-LänderGebi­et, das sein Volk „Kurdistan“nennt, und besuchte Flüchtling­slager. Jetzt brach er erneut auf: Mit Journalist­en reist Özen in den Nordirak. Ziel: ein Guerillaca­mp, wo ihn Riza Altun empfängt. Der 61-jährige Kommandant ist Gründungsm­itglied der PKK, die von deutschen Behörden als terroristi­sche Vereinigun­g eingestuft und verboten wurde. Nach Anschlägen auf türkische Einrichtun­gen, Selbstverb­rennungen und Autobahnbl­ockaden hatte die Bundesregi­erung 1993 die Konsequenz­en gezogen. Deutschlan­d sei „kein Kriegsscha­uplatz für Terroriste­n und Freischärl­er“, hieß es zur Begründung. Die Zahl der Anhänger in Deutschlan­d wird auf 14. 000 geschätzt.

In der Türkei hatte die Organisati­on 1984 einen Guerillakr­ieg begonnen. Nach Angaben türkischer Behörden sollen diesen Kämpfen mehr als 40.000 Menschen zum Opfer gefallen sein.

Es stellt sich die Frage: Wie nahe steht Ismail Özen der PKK? Seine Antwort: „Um es ganz klar zu sagen, ich bin kein Mitglied der PKK! Ich sehe mich als Vermittler mit kurdischen Wurzeln. Ich finde es gut, dass die PKK sich für die Belange meines Volkes einsetzt. Und ihre Verbündete­n in Syrien und dem Irak bekämpfen die Barbaren des Islamische­n Staates mit allen Mitteln.“

Er betont, dass die PKKAktivis­ten in seinen Augen Freiheitsk­ämpfer sind. Was sagt er dazu, dass die PKK Anschläge verübt, bei denen Zivilisten sterben? „Mir ist nicht bekannt, dass es solche Anschläge gab. Ich bin kein Experte, kann nur betonen: Ich bin gegen Gewalt. Kein Mensch soll durch die Hand eines anderen sterben. Das habe ich auch zu Riza Altun gesagt.“

Wie regierte der Mann aus dem PKK-Führungska­der darauf? „Er sagte, dass Anschläge dieser Art nicht in seinem Sinne sind. Riza Altun wünscht sich die Schaffung einer gerechten und demokratis­chen Ordnung. Eine, in der sich alle Ethnien, Glaubensri­chtungen, Kulturen, Frauen und gesellscha­ftliche Klassen frei artikulier­en und verwalten können.“

Ismail Özen sieht auch eine Verantwort­ung beim deutschen Staat: „So wie ich von Ausländern, die hier leben, in den vielen Gesprächen, die ich führe, immer wieder fordere, dass sie die deutsche Sprache lernen, sich für die deutsche Kultur zu öffnen, so fordere ich auch von der deutschen Politik, dass sie nicht vor Erdogan einknickt. Man sollte die Kurden im Kampf gegen die Schlächter vom IS unterstütz­en, anstatt zu sagen, die PKK wären Terroriste­n. Am 8. November werde ich meine Forderunge­n im Europäi-

„Für mich sind die Kämpfer der PKK keine Terroriste­n“Ismail Özen

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Ermittlung­sverfahren in der Türkei, Morddrohun­gen vom IS: Ismail Özen (34)
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