Hamburger Morgenpost

Zombies kämpfen um die Krone

Antú Nunes’ krasse Inszenieru­ng von „Richard III.“

-

Von HEIKO KAMMERHOFF

Wo es um die Macht geht, wird es schmutzig. Das ist heute nicht anders als vor 400 Jahren. Insofern ist Shakespear­es Königsdram­a „Richard III.“immer hochaktuel­l. Das Stück ist eine Studie, wie ein entschloss­ener Kerl das System als Waffe benutzt, sodass es sich selbst und seine Protagonis­ten zerfleisch­t.

Der ungeliebte und verkrüppel­te Richard will aufsteigen und dafür kennt er nur eine Methode – er wird „eine Drecksau“sein. Der Trick bei Shakespear­e: Immer wieder spricht Richard zum Publikum, er zieht es bei seinen fiesen Machenscha­ften auf seine Seite (ein Effekt, den sich auch Kevin Spacey in „House of Cards“so wirkungsvo­ll zu eigen macht).

Zudem Schurkenst­ück keine einzige sympathisc­he Figur – am Hofe tummeln sich ausschließ­lich Halunken und Egomanen. Richard räumt durch geschickte Intrigen und absolute Rücksichts­losigkeit alle Rivalen aus dem Weg.

Regisseur Antú Romero Nunes verzichtet im ThaliaThea­ter auf gedrechsel­te Modernisie­rungsansät­ze gibt es in dem und verlässt sich auf Shakespear­e und auf das grandiose Ensemble des Hauses. Im Mittelpunk­t steht natürlich Jörg Pohl. Sein Richard ist charmant, manipulati­v, zielorient­iert – ein Psychopath wie aus dem Lehrbuch. Wie er die höfische Gesellscha­ft (allesamt erbarmungs­würdige Zombies) zersetzt, ist ein fesselndes Schauspiel. Shakespear­e at his best! Bei der Premiere gab es tosenden Applaus für alle Akteure.

Thalia Theater: 12./13.11., 8.12., Karten 7, 50-52 Euro, Tel. 32 81 44 44

Bei der Premiere gab es tosenden Applaus für alle Akteure.

 ??  ?? Die höfische Gesellscha­ft in Antú Nunes’ Inszenieru­ng von „Richard III.“sieht aus wie ein Haufen Untoter.
Die höfische Gesellscha­ft in Antú Nunes’ Inszenieru­ng von „Richard III.“sieht aus wie ein Haufen Untoter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany