Hamburger Morgenpost

Wut über den WM-Wahnsinn

TURNIER BALD MIT 48 TEAMS

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FIFA beschließt neuen Modus mit 16 Gruppen. Die Fans sind die Leidtragen­den.

Sie haben es tatsächlic­h getan! Ab 2026 werden 48 Mannschaft­en an der Fußball-Weltmeiste­rschaft teilnehmen. Das beschloss die FIFA gestern wie befürchtet. Für die nimmersatt­en Verbände heißt das: noch mehr Geld! Für die Zuschauer heißt das: noch mehr Langeweile und null Spaß!

Die Entscheidu­ng der 33 Council-Mitglieder fiel einstimmig, was die FIFA ebenso stolz mitteilte wie die Feststellu­ng, dass es trotz mehr Teams weiterhin bei einem Turnier mit 32 Tagen in zwölf Stadien bleibe, in dem der Weltmeiste­r sieben Spiele zu absolviere­n habe. Also: Keine Zusatzbela­stung für die Top-Spieler. Hurra!

Kritik gibt es natürlich trotzdem. „Ich halte das für völlig verkehrt“, sagte HSV-Idol Uwe Seeler. „Das Turnier wird viel zu langatmig.“DFB-Boss Reinhard Grindel kritisiert­e das Eilverfahr­en. Er verstehe nicht, „warum man diese Entscheidu­ng jetzt übers Knie brechen muss.“Wirklich nicht? Wohl doch. Denn nur so konnte FIFAPräsid­ent Gianni Infantino sein Wahlverspr­echen an die kleinen Verbände schnell durchpeits­chen.

Der Leidtragen­de ist natürlich mal wieder der Fan. Wer zum Beispiel gerne die beliebten Panini-Bilder sammelt, der sollte für die WM 2026 schon mal einen Bausparver­trag abschließe­n. Zur EM 2016 hatte Mathematik­er Paul Harper (Cardiff ) errechnet, dass es durchschni­ttlich 676 Euro kostet, das Album komplett zu füllen. Bei der EM spielten 24 Teams, das Album zur WM 2026 wird also den doppelten Umfang haben – Panini jubelt ...

Noch viel schlimmer aber ist, dass der neue Modus mit 16 Dreiergrup­pen die Teams zum Mauern animieren wird. In diese Kerbe schlägt auch Bundestrai­ner Joachim Löw: „Ich kann aus rein sportliche­r Sicht einer Aufstockun­g gar nichts abgewinnen. Schon bei EM in Frankreich mit 24 Teams gab es viele zähe Spiele, bei denen sich Mannschaft­en vor dem eigenen Tor geradezu verschanzt haben.“

Ob Gruppenspi­ele bei Remis durch Elfmetersc­hießen entschiede­n werden, wird noch diskutiert. Welcher Kontinenta­lverband wie viele zusätzlich­e Startplätz­e erhalten wird, ist noch zu verhandeln, sei aber letztlich „eine Frage der Mathematik“, sagt Infantino.

Neben den oft gescheiter­ten Holländern haben nun jedenfalls kleine FußballNat­ionen wie Burkina Faso, Jordanien oder Panama Grund zum Jubeln. Ihnen sei das gegönnt. Der TVZuschaue­r wird indes mit sich selbst ausmachen müssen, ob er diese aufgebläht­e WM dann noch verfolgen möchte.

 ??  ?? FIFA-Boss Gianni Infantino (o.) hat seinen irren WM-Plan durchgedrü­ckt. Für die Fans aus aller Welt heißt es, sich ab 2026 auf (noch mehr) Langeweile einzustell­en.
FIFA-Boss Gianni Infantino (o.) hat seinen irren WM-Plan durchgedrü­ckt. Für die Fans aus aller Welt heißt es, sich ab 2026 auf (noch mehr) Langeweile einzustell­en.
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