Hier wird Hamburgs 1. Öko-Barkasse gebaut
Bald umweltfreundliche Hafenrundfahrten: Reederei Abicht baut saubere und sparsame Schiffe
„Hafenrundfahrt! Wer will noch mal, wer hat noch nicht?“Seit Jahrzehnten schallt dieser vertraute Ruf über die Landungsbrücken. Künftig ist dieser Törn nach neusten Umweltstandards möglich: Die Elbreederei Abicht lässt derzeit die beiden saubersten Barkassen im Hamburger Hafen bauen.
Funken sprühen, eine Kreissäge schickt ohrenbetäubenden Lärm durch die Werkshalle der Feltz-Werft in Finkenwerder, in deren Mitte ein gigantisches Ungetüm thront: die „Hanna“. Die jüngste Barkasse der Reederei wird nach einem Familienmitglied benannt – genau wie ihr Bruder „Til“in der Nachbarhalle und wie die anderen 25 Schiffe der Abicht-Flotte. Hanna heißt die Großnichte von Reederei-Inhaber Rainer Abicht (74), der den 1926 gegründeten Betrieb in dritter Generation führt. Til ist dessen Enkel. So wie die Familie wächst, so wächst auch die Flotte. Doch den Abichts geht es nicht nur um Fort-
pflanzung: Sie wollen dem Nachwuchs ein lebenswertes Leben auf diesem Planeten ermöglichen.
„An erster Stelle stehen für uns die Umwelt und die Sicherheit“, sagt Betriebsleiter Dragan Botic. Deshalb erfüllen die beiden Neubauten nicht nur die gesetzlichen Emissionsrichtlinien, sie gehen sogar darüber hinaus. So hat der Motor die Abgasnormstufe „ZKR 3“, obwohl Stufe 2 gefordert ist. Der Motor läuft nur, wenn die Barkasse fährt. Im Hafen wird das Boot an die Landstromversorgung angeschlossen. Während der Fahrt wird die Abwärme des Motors genutzt, um das Schiff zu beheizen. „So brauchen wir keine Heizung mehr“, sagt Botic. Ein weiterer wichtiger Faktor, der für eine höhere Energieeffizienz sorgt, ist die speziell geschwungene Schiffslinienführung. Sie hält den Wasserwiderstand so gering wie möglich. Der moderne Schottel-Ruderpropeller mit einer um 360 Grad drehbaren Gondel ermöglicht nicht nur einen effektiveren Bewegungsradius für das Schiff, er sorgt auch für eine geringere Reibung – und ist außerdem noch geräuscharm. „Das freut die Anwohner in der HafenCity“, sagt Botic und lacht. „Im Vergleich zu den anderen Schiffen verbrauchen wir mit den beiden Neubauten 25 Prozent weniger Energie.“
Abicht-Geschäftsführer Nico Berg, der früher bei der für hohe Umweltstandards bekannten Reederei Aida als Kapitän beschäftigt war, hätte sogar gerne noch mehr getan: Auch ein Anschluss für Flüssiggas (LNG) war für die „Til“und die „Hanna“angedacht. „Dafür brauchen wir aber die Unterstützung der Stadt“, stellt Berg fest.
Problem: Noch gibt es in Hamburg keine LNG-Tankstellen. Die Barge „Hummel“funktioniert nicht zuverlässig. Berg: „Wir wollen, aber wir können nicht.“Aufgeben kommt für die Abichts aber nicht infrage: 2018 soll der nächste Spross ein nach ihm benanntes Boot bekommen – eins mit LNG-Anschluss.
„An erster Stelle stehen für uns die Umwelt und Sicherheit.“Dragan Botic, Betriebsleiter