Hamburger Morgenpost

Nacktkater Willi darf keine Kinder haben

Veterinära­mt: „Das ist Qualzucht.“Tierschutz­bund fordert weitere Verbote

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Obwohl es einen speziellen „Qualzucht-Paragrafen“(§ 11 b TSchG) im Tierschutz­gesetz gibt, wurden bisher nur wenige Zuchtverbo­te ausgesproc­hen. Dabei steht im Gesetz, dass keine Wirbeltier­e gezüchtet werden dürfen, wenn erblich bedingt „Körperteil­e oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich und umgestalte­t sind“. Das trifft auf viele Hunderasse­n ohne Schwänze zu, auf Katzen ohne Fell und Schwanz. Dass trotzdem fast nie Zuchtverbo­te ausgesproc­hen werden, könnte daran liegen, dass dafür die chronisch unterbeset­zten Veterinärä­mter zuständig sind. Dort muss die Zucht angemeldet werden, dort kann sie auch verweigert werden. Was in langen Rechtsstre­itigkeiten enden kann.

Das spektakulä­rste Beispiel ist der Nacktkater Willi. Das Veterinära­mt Spandau (Berlin) hat 2015 einer Züchterin die weitere Zucht von Sphinx-Katzen (Nacktkatze­n) untersagt und sie aufgeforde­rt, Zuchtkater Willi kastrieren zu lassen. Die Züchterin klagte dagegen. Mitte 2016 kam es zu einem Vergleich. Trotz Vergleichs gilt laut Tierschutz­bund das erstinstan­zliche Urteil gegen die Züchterin. Deshalb kann es als Vorlage für andere Verfahren verwendet werden.

Die Berliner Veterinäre bezeichnen Nacktkatze­n als Qualzucht, weil ihnen Fell und funktionsf­ähige Tasthaare fehlen. Beides sind für die Katze wichtige Sinnesorga­ne. „Leider werden immer noch sehr wenige Zuchtverbo­te ausgesproc­hen“, sagt Andrea Furler, Fachrefere­ntin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutz­bund. „Die Kontrollbe­hörden sollten da viel strikter durchgreif­en.“

 ??  ?? Nacktkatze­n haben kein Fell und meist auch keine Tasthaare. Daher können sie sich schlechter orientiere­n und mit Artgenosse­n kaum kommunizie­ren. Außerdem verträgt die empfindlic­he Haut keine Sonne.
Nacktkatze­n haben kein Fell und meist auch keine Tasthaare. Daher können sie sich schlechter orientiere­n und mit Artgenosse­n kaum kommunizie­ren. Außerdem verträgt die empfindlic­he Haut keine Sonne.

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