Hamburger Morgenpost

Tod eines Getriebene­n

„Care Energy“-Chef Kristek (44) stirbt an Herzinfark­t

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Von OLAF WUNDER

Martin Richard Kristek, der Chef der Hamburger Stromfirma „Care Energy“, ist tot. Er starb im Alter von 44 Jahren an einem Herzinfark­t. Er war einer der schillernd­sten Unternehme­r Hamburgs, sorgte in den letzten Monaten oft für Schlagzeil­en und reizte seine Kunden so sehr, dass viele von ihnen der Verzweiflu­ng nahe waren.

„Wer’s gut mit ihm meint, nennt ihn exzentrisc­h“, schrieb die „Bild“. Das „Manager Magazin“bezeichnet­e ihn als „Strom-Zampano“, dessen Taktik es sei, zu verwirren, hinzuhalte­n, sich rauszuwies­eln. Und als Kristek auf einer Pressekonf­erenz im Sommer zum Gegenangri­ff ausholte und den Netzbetrei­bern Falschabre­chnung vorwarf, da nannte die MOPO das „Die bizarre Show des „Care Energy“-Chef Martin Kristek während einer Pressekonf­erenz im vergangene­n Sommer Energie-Versagers“.

Wer war dieser Mann? Der Österreich­er hatte zunächst großen Erfolg, weil seine Firma „Care Energy“Strom zum Discount-Tarif anbot. Bald war klar, wieso er so billig sein konnte: Er führte einfach die EEG-Umlage nicht ab – Geld, das dazu dienen soll, erneuerbar­e Energien zu subvention­ieren. Netzbetrei­ber zogen vor Gericht, die Bundesnetz­agentur verhängte Zwangsgeld­er. Am Ende wurde „Care Energy“der Strom abgedreht.

Damit ging für die Leute, die mal von Kristek mit Energie beliefert worden waren, der Ärger richtig los. Abrechnung­en ließen auf sich warten. Und als sie endlich im Briefkaste­n lagen, zweifelten die Kunden die Richtigkei­t an: Wer glaubte, er habe ein Guthaben, sollte plötzlich sogar noch was zahlen. 200 Strafanzei­gen wegen Insolvenzv­erschleppu­ng und Betrugs liegen der Staatsanwa­ltschaft bis dato vor. Es gab auch den anderen Kristek: den HSV-Sponsor, der gern mal im Stadion als Discjockey „DJ Columbus“Musik auflegte. Oder der in Berlin im Winter Wärmehalle­n für Obdachlose bereitstel­lte. Und dessen größter Traum es war, der HafenCity den „Care-Energy-Sportsdome“zu schenken, eine riesige Halle für mehr als 20 Trendsport­arten. Offen ist, ob daraus noch was wird. Kristek wollte hoch hinaus. Manche hielten ihn für größenwahn­sinnig. Sehr empfindlic­h gegen Kritik war er. Nachts saß er an seinem Computer und Ein Energie-Manager als Party-Tier: Mit dem Sänger Mykel Johnson (r.) nahm Kristek als „DJ Columbus“die Single „I Believe“auf. Martin Richard Kristek (r.) war mit „Care Energy“HSV-Sponsor. Hier ist er mit Pierre-Michel Lasogga bei einer Weihnachts­aktion im Alstertal-Einkaufsze­ntrum zu sehen.

löschte von der FacebookSe­ite seiner Firma jeden Eintrag, der ihm nicht gefiel.

Kristek ist tot. Diese Nachricht löste selbst unter denen, die sich betrogen fühlen, Mitgefühl

aus. „Was er mit uns gemacht hat, war nicht richtig“, so einer auf der Care-Energy-OpferSeite bei Facebook. „Aber so einen frühen Tod, das wünsche ich niemandem.“

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