Besteht den Krach-Test!
Machten den Klassik-Tempel musikalisch wieder zur Baustelle – und ignorierten das Rauchverbot
können: Blechtonne, Drähte, Abflussrohre, Gerüstteile und Bohrmaschinen. Die skurrilsten Dinge auf der Bühne: ein Schlauch, aus dem Luft strömt, ein Schraubendreher, auf dem sich eine Schallplatte dreht, ein Pappbecher, der darauf scratcht, und ein Vibrator, der auf die Gitarrensaiten gehauen wird.
Die Band erzeugt all die Geräusche, die man – nicht nur als Kind – schon immer ausprobieren wollte: Summen, Kreischen, Scheppern, Ploppen. Dass die Elbphilharmonie im Voraus Ohrstöpsel verteilt hat, ist aber überflüssig. Zusammen mit ihren „normalen“Instrumenten ist das der perfekteste Quatsch, den man je gehört hat! Alle sind so gefangen, dass noch nicht mal Handys gezückt werden, um das Spektakel zu fotografieren.
Dabei wären die Bandmitglieder gute Motive: Bassist Alexander Hacke (51) sieht mit weit aufgeknöpftem Hemd, Mähne, Bart und Tätowierungen ein bisschen aus wie Lemmy Kilmister. Blixas Anzug glitzert, oft hält er seine Arme in die Höhe, als wäre er ein Dirigent.
Mit jedem Song – übrigens „Greatest Hits“wie „Sonnenbarke“, „Redukt“oder „Let's Do It A Dada“– wird der Applaus stärker, hat man den Eindruck. „Sind die nicht geil?“, ruft ein Sitznachbar der MOPO-Reporterin. Eine Dame auf einem oberen Rang ist aufgestanden und tanzt. Und irgendwer brüllt andauernd Songwünsche in den Saal.
Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist dabei – ganz privat und bester Dinge: Ganz leger in Wollpullover und Stoffhose sitzt er mit seiner Frau Britta Ernst im Publikum. Grinsend lauscht er der Musik, ab und zu tippt er seine Fingerspitzen im Takt aneinander. Nach dem Konzert plauscht er mit Liedermacher Bernd Begemann im Foyer. Übrigens nicht die einzigen Promis an dem Abend: Auch „Die Ärzte“Drummer Bela B. wollte sich die Krach-Macher in dem neuen Konzerthaus nicht entgehen lassen.
Am Ende gibt’s Standing Ovations und zwei längere Zugaben. Unter anderem spielen die Neubauten „Silence Is Sexy“, bei dem tatsächlich zeitweise komplette Stille herrscht. Und ja, auch Stille klingt in der Elbphilharmonie gut – wenn sie denn von einem tiefen Zug an einer Zigarette durch Blixa unterbrochen wird. Diesen Helmut-Schmidt-Moment hat er sich verdient! „Es gibt noch Zusatzshows um 1 und 4 Uhr – und einen Akustikgig im Restaurant“, sagt er. Natürlich Quatsch. Aber warum eigentlich nicht? Bitte viel, viel mehr davon, Elbphilharmonie!
Konzertfilme: Den Neubauten-Auftritt sowie weitere Konzerte aus der Elphi gibt es als Live-Video oder Aufzeichnung auf elbphilharmonie.de/de/ worldwide. Nächster Live-Stream heute, 20 Uhr: Wiener Philharmoniker
Auch Bürgermeister Olaf Scholz ist dabei – ganz privat und bester Dinge.