Höcke darf trotz Hetz-Rede bleiben
Rechte Hardliner schützen ihr „Aushängeschild“. Niederlage für Petry
Berlin – Heftige Erschütterungen bei Deutschlands Rechtspopulisten: Nach der skandalösen Nazi-Rede des thüringischen AfDLandeschefs Björn Höcke tobt in der Alternative für Deutschland ein Machtkampf.
Dabei gehen sich die Hardliner um Co-Parteichef Jörg Meuthen sowie Alexander Gauland und André Poggenburg, AfD-Chefs in Brandenburg und SachsenAnhalt, sowie der etwas gemäßigtere Flügel um die Parteivorsitzende Frauke Petry gegenseitig an die Kehle.
Schon letzten Freitag wollten Petry und ihre Gefolgsleute Höcke nach seinen skandalösen Aussagen („Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“) aus der Partei werfen. Doch Gauland, Meuthen und Co. leisteten erfolgreichen Widerstand. Auch weil Petry die Sitzung aus Zeitgründen abbrach, weil sie zum Treffen der europäischen Rechtsparteien nach Koblenz musste.
Gestern nun sollte Höcke per Telefonkonferenz des Parteivorstandes rausgeschmissen werden. Doch wieder setzte sich der ultra-rechte Flügel durch.
Obwohl Höcke in einem Vorstands-Papier die „Ablehnung demokratischer Werte“vorgeworfen wurde, kam keine ZweidrittelMehrheit für einen Rauswurf zusammen – die AfDSpitze konnte sich nur zu einer Rüge und einer Prüfung über die „Einleitung von Ordnungsmaßnahmen“durchringen. Was genau das heißt, bleibt nebulös. „Ein Parteiausschluss
ist vom Tisch gerollt“, so ein Teilnehmer der Telefonkonferenz
Klar ist, dass Petry die große Verliererin, Meuthen, Gauland und Poggenburg die Gewinner sind. Hintergrund: Die drei rechten Rechtsaußen haben offensichtlich mit Höcke einen Pakt geschmiedet, wollen gemeinsam Petry als Parteichefin abservieren.
Die Gräben zwischen beiden Lagern sind so tief, dass der AfD sogar eine erneute Teilung droht. „Das spaltet die Partei“, soll Gauland laut Berichten bereits am Freitag nach dem Streit um Höcke getobt haben. Petry konnte beim Treffen mit Marine Le Pen und Hollands Rechtsaußen Geert Wilders punkten. Beide wollen Petry als Partnerin für ein mögliches Bündnis der Nationalisten.