Bitteres Ende einer kurzen Ära
Enttäuschender Abschied für scheidenden Bundestrainer Dagur Sigurdsson Isländer führte Team zurück in Weltklasse. Bei der WM gab’s auch Kritik
Bonjour, tristesse! Am Morgen nach dem albtraumhaften AchtelfinalAus herrschte im Lager der deutschen Handballer in Paris Katerstimmung. Körperlich und emotional leer traten die Spieler die Heimreise an. Jeder für sich. Jetzt, wo die WM so richtig beginnt, ist der Europameister raus. Ohne Applaus. Au revoir, auf Wiedersehen. Nur für einen gilt das nicht.
Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis Dagur Sigurdsson den „großen Schock“verdaut und realisiert hat, dass das 20:21 gegen mittelmäßige Katarer, eines der schlechtesten Spiele unter seiner Regie, sein letztes als Bundestrainer war.
„Das ist die mit Abstand größte Enttäuschung“, gab der Isländer, der sich mit einer Medaille hatte verabschieden wollen, zu. Die Chance bei diesem Turnier war riesengroß. Die „Bad Boys“haben sie förmlich weggeworfen. Dem TV-Blackout folgte der auf dem Spielfeld.
Es ist das bittere Ende einer kurzen, aber glorreichen Ära.
In den zweieinhalb Jahren als Bundestrainer hatte Sigurdsson die ins Mittelmaß abgerutschte DHB-Auswahl zurück in die absolute Weltspitze geführt, eine Mannschaft mit Klasse und absoluter Siegermentalität geformt, gekrönt vom sensationellen EM-Sieg 2016 und Olympia-Bronze Monate später.
„Dagur hat für den deutschen Handball Herausragendes geleistet“, lobt DHB-Vizepräsident Bob Hanning den 43-Jährigen, der künftig Japans Nationalteam trainiert. Dass sein Team derart implodieren könnte gegen schien nicht für möglich gehalten zu haben. „Wir haben den Mut verloren. Wir haben zu viele Fehler gemacht, auch ich“, gab er zu.
Kritikpunkte: Zu passives Coaching in der Schlussphase als das Spiel kippte. Keine Auszeit vor dem letzten Angriff. Und Sigurdsson hatte zu lange in Rio acht
wie Katar, Sigurdsson
am schwachen Mittelmann Steffen Fäth festgehalten, der den finalen Wurf kläglich vergab.
Mickrige drei Tore in den letzten 15 Minuten des Spiels sind einer Topmannschaft unwürdig. 20:21 nach 17:13Führung. Das sagt alles. „Bodenlos enttäuscht“ist der überragende Keeper Andreas Wolff. „Wir hatten so große Hoffnungen.“
Bei der Heim-Weltmeisterschaft 2019 wollen sie wieder angreifen. „Dann haben wir eine neue Chance, Weltmeister zu werden – und das Publikum im Rücken“, blickt Wolff voraus.
Die nächste Gold-Mission findet allerdings ohne Sigurdsson statt. „Es wird schmerzhaft sein, diese Mannschaft zu verlassen.“