„Gorch Fock“bald reif fürs Museum?
Teure Reparatur oder Neubau:
Ein bisschen gehört sie zu Hamburg. Im Dezember 1958 wurde die bei Blohm + Voss gebaute „Gorch Fock“in Dienst gestellt. Die Stadt übernahm die Patenschaft. Jetzt droht dem betagten Segelschulschiff das Aus. Die Kosten für eine Instandsetzung sind auf 35 Millionen Euro gestiegen. Im Verteidigungsministerium wird nun über Reparatur oder Neubau diskutiert. Nach mehr als 58 Jahren im Dienste der Marine könnte nun das Ende für die „Gorch Fock“gekommen sein. Das Segelschulschiff, welches bereits alle Weltmeere bereist hat, ist in die Jahre gekommen. Seit dem 4. Januar 2016 liegt es für eine geplante Instandsetzung in Bremerhaven in der Werft. Seitdem mussten die ursprünglichen Kosten von rund zehn Millionen Euro aufgrund versteckter Schäden mehrfach nach oben korrigiert werden. „Recht bald nach der ersten Kostenschätzung war klar, dass man mit etwa 23 Millionen Euro rechnen muss“, sagt Ingo Gädechens, CDU-Verteidigungsexperte und Bundestagsabgeordneter. „Wenn man ein altes Auto restauriert, dann ist das wie eine Wundertüte. Genauso ist es mit einem alten Schiff.“Der Kostenanstieg auf 35 Millionen Euro ist unter anderem auf die Erneuerung der maroden Masten und der Beplankung des Oberdecks zurückzuführen. Aufgrund der Kostenexplosion wurden die Arbeiten Ende 2016 eingestellt.
Und was nun? „Die Entscheidung über das weitere Vorgehen bei der Instandsetzung wird derzeit im Verteidigungsministerium vorbereitet und in den nächsten Tagen bekannt gegeben“, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zur MOPO.
Deutschland ohne Segelschulschiff ist allerdings keine Option. Da ist sich die Marine sicher. Die Entscheidungsfrage heißt also: Reparatur oder Neubau? Der Wert der „Gorch Fock“kann zudem nicht nur in Zahlen gemessen werden. Der Sprecher des Inspekteurs der Marine, Kapitän zur See Johannes Dumrese, beschreibt es so: „Die ‚Gorch Fock‘ hat auch einen diplomatischen Wert, sie konnte in der Vergangenheit das Eis brechen. Sie war das erste Schiff der Deutschen Marine, das nach dem Zweiten Weltkrieg in einen israelischen Hafen einlief.
„Die ,Gorch Fock‘ ist ein nationales Symbol.“Johannes Dumrese (Kapitän zur See)
Sie ist ein nationales Symbol und war schon auf einem Zehn-Mark-Schein abgedruckt.“
Egal wie es weitergeht, für die Ausbildung des MarineNachwuchses wird nun eine Übergangslösung benötigt. Denn ein Neubau würde erst in etwa sieben Jahren zur Verfügung stehen. Nach einer Reparatur könnte das Schiff weitere zwölf bis 15 Jahre zur See fahren. So ist neben dem Chartern eines Segelschiffes ist auch die Kooperation mit anderen Nationen eine Möglichkeit.
Kommende Woche will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) entscheiden. Sollte sie für die Ausmusterung der alten Lady sein, könnte die „Gorch Fock“als Museumsschiff festmachen.