Ein verdammt fairer Zweikampf
Die Torhüter-Frage beim Kiezklub: Himmelmann und sein Konkurrent Heerwagen mögen und respektieren sich
Es bleibt die spannendste Frage beim FC St. Pauli: Wer steht gegen Stuttgart im Tor – Robin Himmelmann (27) oder Philipp Heerwagen (33)? Ungewöhnlich für den Profi-Fußball, wie respektvoll die Konkurrenten miteinander umgehen – ein verdammt fairer Zweikampf.
Coach Ewald Lienen hatte vorm Trainingslager in Spanien angedeutet, dass ein Torwart mehrere Wochen Fitness nachweisen müsse, „um in die Verlosung zu kommen“. Himmelmann, der nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel erst in Sotogrande wieder voll mitmischen konnte, über seine Sicht der Dinge: „Ich bin erstmal froh, dass ich im Test gegen Zürich 90 Minuten spielen konnte, körperlich alles gut ist. Jedes Training bringt mich weiter. Wenn man direkt aus der Verletzung kommt, ist man nicht gleich bei 100 Prozent. Man braucht einen Rhythmus, so zwei, drei Spiele. Aber ich fühle mich so gut, dass ich einsatzfähig bin.“
Sein Kontrahent Heerwagen, der ihn in seiner Abwesenheit prima vertreten hat, stellt ebenfalls keine Forderungen. Seine Sätze hören sich fast wie ein Plädoyer für Himmelmann an: „Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie eng es ist, weil es mir Energie zieht. Robin hat seine Aufgabe in den vergangenen Monaten überragend gemacht, sich den Status als Nummer eins verdient – und ich glaube, an dem Status hat sich nichts geändert.“Auch eine längere Spielpause spräche nicht grundsätzlich gegen sein Pendant: „Ich kenne das ja von mir selbst: Man steht zwei, drei Minuten im Tor, dann ist man auch wieder drin im Spiel. Relativ egal, ob man vorher viele Spiele gemacht hat oder nicht. Wenn sich der Trainer für Robin entscheiden sollte, dann braucht Robin keine große Eingewöhnungszeit.“
Respekt und Wertschätzung für den Gegenüber sind bei beiden ausgeprägt. Heerwagen: „Robin ist ein Führungsspieler, der die DNA des Vereins auch außerhalb des Rasens weiterträgt. Er hat ein hohes Standing in der Mannschaft. Schön, wenn man jemanden hat, der einen inspiriert, das ist auch in meinem Alter wichtig. Ich brauche Leute, privat oder auch sportlich, die mir helfen, das Feuer am Leben zu halten.“Himmelmann: „Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren einen überragenden Umgang gehabt. Er bringt sich an jedem Trainingstag überragend ein. Das ist wichtig für uns alle. Er ist der erfahrendste Spieler, hat viel erlebt. Er hat immer ein offenes Ohr für alle. Mit Matze Hain haben wir einen super Torwart-Trainer. Aber wir profitieren auch untereinander viel voneinander, tauschen uns über Spielsituationen, auch in der Bundesliga, aus.“
Zum Schluss erklärt Heerwagen, warum ein vernünftiger Umgang besser ist: „In meinen 16 Jahren habe ich den einen oder anderen Psycho-Krieg erlebt. Aber es hat weder dem Anderen noch mir einen Vorteil gebracht. Das raubt mir Energie, Zeit und Nerven.“Auch in einem fairen Duell kann man sich zu Höchstleistung pushen.