Hamburger Morgenpost

Lieber „Wasser-Experte“Til Schweiger ...

Die umstritten­en Wasserprei­se im Restaurant des Schauspiel­ers – die MOPO antwortet auf seinen offenen Brief

- Ihre MOPO

... die Anfragen der MOPO lassen Sie ja gerne unbeantwor­tet. Deswegen sind wir umso erfreuter, dass Sie sich jetzt so viel Zeit genommen haben, auf Ihrem Hausmittei­lungskanal „stern.de“ausführlic­h auf unsere Berichters­tattung zu reagieren.

Zunächst einmal stellen Sie ja klar, dass es in der Welt derzeit wichtigere Themen gibt als die Trinkwasse­r-Abzocke in Ihrem Restaurant. Das finden wir auch. Deswegen haben wir uns in dieser Woche auf unserer Titelseite unmissvers­tändlich gegen Höcke und Trump positionie­rt – und werden dafür von den gleichen Leuten bepöbelt, die auch Sie wegen Ihres Engagement­s für Flüchtling­e beschimpfe­n.

Aber zurück zum Thema: Sie erklären wortreich, warum ein Liter Leitungswa­sser im „Barefood“für 4,20 Euro auf den Tisch kommt. In anderen Restaurant­s, behaupten Sie, koste das Wasser bis zu acht Euro die Flasche. Das ist richtig – aber dann kommt es nicht wie bei Ihnen aus dem Hahn.

Ihr Hinweis auf die aufwendige Filterung, die wir unter uns gesagt für überflüssi­gen Schnicksch­nack halten, überzeugt ebenfalls nur mäßig.

Aber da ist ja noch das vorbildlic­he „Barefood“Konzept, von dem Sie finden, dass es „in erster Linie durch seine Nachhaltig­keit besticht: Anders als andere Markenwass­er reist unseres keine tausend Kilometer über die Autobahn, sondern wird vor Ort gefiltert, veredelt und abgefüllt.“

Ja, schön und gut. Und alles auch richtig, abgesehen von Ihrem „Markenwass­er“, das keins ist. Aber: Warum erzählen Sie das uns – und nicht Ihren Gästen im Restaurant? Da steht auf der Karte in der Rubrik „Water“nur neudeutsch „Barewater Sprudel“und „Barewater Still“, aber nichts davon, dass die dafür fälligen 4,20 Euro pro Liter für Leitungswa­sser abzudrücke­n sind. Und das nachhaltig­e Konzept, auf das Sie in Ihrem „offenen Brief “so stolz sind: findet sich in der Restaurant-Karte mit keinem Wort.

Wenn Sie, lieber Til Schweiger, Ihren Gästen reinen Wein, äh, Wasser einschenke­n würden und das Nachhaltig­keitskonze­pt in der Karte erläutert hätten, so wie andere Hamburger Restaurant­s das auch tun, dann würde sich vermutlich niemand abgezockt fühlen. Und auch wir wären wohl nicht auf die Idee gekommen, darüber zu schreiben, wie dreist wir es finden, für Leitungswa­sser solche Preise aufzurufen.

Wir staunen einmal mehr über ihren routiniert­en Rollenwech­sel zwischen Macho und Mimose, freuen uns auf eine Antwort und verbleiben bis dahin oder bis zur nächsten öffentlich­keitsträch­tigen Diskussion mit freundlich­en Grüßen,

„Vor Ort gefiltert, veredelt und abgefüllt“– warum erzählen Sie das uns – und nicht Ihren Gästen im Restaurant?

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 ??  ?? Am Montag berichtete die MOPO über die Wasserprei­se im Schweiger-Restaurant. Am Dienstag antwortete der Schauspiel­er auf „stern.de“mit einem offenen Brief.
Am Montag berichtete die MOPO über die Wasserprei­se im Schweiger-Restaurant. Am Dienstag antwortete der Schauspiel­er auf „stern.de“mit einem offenen Brief.

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