Unfallursache Smartphone
Die Zahl der Unfälle durch Ablenkung steigt. Fachleute plädieren für höhere Strafen
Goslar – Eine Mail versenden, Nachrichten tippen, kurz mal was twittern oder googeln – viele Autofahrer nutzen ihr Smartphone während der Fahrt. 60 Euro Strafe kostet das. Zu wenig – sagen Verkehrsexperten. Denn diese Ablenkung ist viel zu oft schuld an Unfällen. Beim 55. Verkehrsgerichtstag in Goslar (25. bis 27. Januar) diskutieren Fachleute die „Unfallursache Smartphone“.
Gleichzeitig das Steuer lenken und eine SMS schreiben? Kein Problem, glauben viele Autofahrer. Experten sehen das anders. „Multitasking ist ein Mythos“, sagt Christian Kellner, Chef des Deutschen Verkehrssicherheitsrats. Die meisten seien sich „des großen Risikos überhaupt nicht bewusst, das sie durch die Nutzung der Geräte eingehen“. Die Zahl der Unfälle durch solche Ablenkung steige. Der Verband forderte, wer ohne Freisprecheinrichtung telefoniere, SMS tippe oder Nachrichten lese, solle ein Vielfaches des bisherigen Bußgeldes von 60 Euro zahlen.
Dem stimmt die Deutsche Polizeigewerkschaft zu: „Die Bußgeldsätze sollten drastisch erhöht werden.“Handlungsbedarf sehen auch die Automobilclubs. Viele Fahrer hätten die „Illusion, die Situation jederzeit unter Kontrolle zu haben“, sagte ADAC-Expertin Kristina Benecke. Diverse Studien zeigten aber, dass die Ablenkung eine relevante Unfallursache sei. Auch der ADAC empfehle deshalb, über den bisherigen Rahmen der Sanktionen nachzudenken und dabei auch über Fahrverbote zu sprechen.
Der Automobilclub von Deutschland (AvD) hat eine „dramatische Zunahme des Phänomens“beobachtet. Er stellte bei einer Befragung fest: 53 Prozent haben während der Fahrt schon Nachrichten eingetippt, 72 Prozent Nachrichten gelesen.
„Smartphones haben sich zu einem echten Killer im Straßenverkehr entwickelt“, bringt es Gert K. Schleichert auf den Punkt, Experte für Verkehrssicherheit beim Auto Club Europa ACE. Einen Grund für die zahlreichen Handyverstöße sieht er im geringen Entdeckungsrisiko. „Wer etwas für die Verkehrssicherheit tun möchte, muss deshalb die polizeiliche Verkehrsüberwachung kräftig ausbauen und die Befugnisse der Polizei erweitern,“so der ACE-Fachmann.
Eine klare Ansage kommt vom Präsidenten des Verkehrsgerichtstages, Kay Nehm: „Grundsätzlich sollte die Nutzung sämtlicher Geräte während der Fahrt verboten werden, die nicht unbedingt zum Betrieb eines Kraftfahrzeugs erforderlich sind.“