Hamburger Morgenpost

Streichele­inheiten für die Europäer

Trump-Vize Pence bekennt sich klar zur NATO Deutschlan­d soll aber künftig viel mehr Geld für Waffen ausgeben

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München – Die Neuen aus Übersee gaben ihr Debüt: Bei der Sicherheit­skonferenz in München traf Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) erstmals auf Vertreter der Trump-Regierung. Und ließ sich versichern: Alles halb so wild! Doch USWohlverh­alten hat für Deutschlan­d künftig einen hohen Preis.

Die Spannung war enorm: US-Präsident Donald Trump hatte die NATO mal als verzichtba­r beschimpft, mal als wichtig gewürdigt. Jetzt

musste sein Vize Mike Pence Licht ins präsidiale Dunkel bringen. Und seine Botschaft machte Hoffnung: Ausdrückli­ch im Namen Trumps verkündete Pence: „Die Vereinigte­n Staaten von Amerika stehen fest zur NATO.“Das war die entscheide­nde Hürde. Und: „Wir werden an der Seite Europas stehen, heute und jeden Tag“– das klang fast wie in den alten transatlan­tischen Tagen. Was auch Merkel gefiel: „Lassen Sie uns die Welt gemeinsam besser machen.“

Doch der Preis für diese Freundscha­ft steigt enorm. Pence’ Botschaft: Die USA wollen die NATO. Aber eine andere NATO. Denn Europa gebe nicht genug Geld für Rüstung aus: „Die Zeit ist gekommen, mehr zu tun.“

Formal hat er recht: Alle NATO-Staaten haben sich verpflicht­et, zwei Prozent ihrer Wirtschaft­sleistung in Waffen zu investiere­n. Die meisten liegen unter diesem Wert, Deutschlan­d gibt „nur“knapp 1,5 Prozent aus. Pence: „Dadurch wird das Fundament unseres Bündnisses ausgehöhlt.“

Doch Berlin mauert: Das sei „unrealisti­sch“, so Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPD). Denn um das Ziel zu erreichen, müsste Deutschlan­d jährlich noch mal 25 Milliarden Euro beim Rüstungset­at drauflegen. Kanzlerin Angela Merkel taktierte: Sicherheit müsse man ganzheitli­ch verstehen – die Ausgaben für Entwicklun­gshilfe und Krisenpräv­ention gehörten mit auf die Rechnung. Eine Position, die bei Trumps Truppe kaum auf Verständni­s stoßen dürfte.

In Sachen Russland blieb Pence auf NATO-Linie: Mag ja sein, dass Trump mit Putin „neue Gemeinsamk­eiten“suche, aber erst mal müsse Moskau sich an das Abkommen von Minsk halten und der Ukraine die Krim zurückgebe­n.

Ansonsten ist für die USA aber der Iran als Feind im Visier. Der sei „der führende staatliche Förderer des Terrorismu­s“, behauptet Pence faktenfrei – die USA würden alles tun, damit der Iran keine Atomwaffen in die Hand bekomme.

Doch noch während Mike Pence in München gut Wetter machte, ging zu Hause der Irrsinn weiter: Donald Trump erklärte auf Twitter US-Medien wie CNN, NBC News oder die „New York Times“zu „Feinden des amerikanis­chen Volkes“.

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Shakehands und freundlich­e Worte: US-Vizepräsid­ent Mike Pence und Bundeskanz­lerin Angela Merkel gaben sich auf der Münchner Sicherheit­skonferenz versöhnlic­h und harmonisch.
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