Hamburger Morgenpost

Garantiert Gyros-freie Zone

„The Greek“verspricht „Geschmacks­explosione­n und Perfektion auf dem Teller“

- Von MATHIS NEUBURGER The Greek: Vorsetzen 53 (Neustadt), täglich 12-24 Uhr, Tel. 31 80 73 70, www.the reek.hambur

Die Ansage von Promi-Wirt Michalis Josing bei der Eröffnung seines neuen Gourmet-Babys war klar: „The Greek“wird garantiert Gyros-freie Zone, schließlic­h sei die „Perfektion auf dem Teller“sein Anspruch. Ein Grieche ohne Gyros und Pommes? Geht das? Wir haben es ausprobier­t – und am Ende was ganz anderes vermisst.

Wo wir sitzen, war früher das „Sagres“, ein mit Fischer-Kitsch behangener Traditions­laden, der auch für das einst bodenständ­ige Portugiese­nviertel stand. Die Zeisind ten vorbei, die Gegend wureinmal de durchgentr­ifiziert – und so stehen hinter den riesigen Panoramasc­heiben jetzt gigantisch­e Champagner­f aschen.

Schick ist er geworden, der „Grieche“, ganz ohne Säulen, Vokabel-Servietten und Götterstat­uen. Die fein rausgeputz­ten Gäste sitzen auf drei verschiede­nen Ebenen, die offene Küche lässt tief blicken. Wir warten ein bisschen zu lange auf die Karte, um Getränke müssen wir dann bitten, und ein Ouzo landet auch nicht sofort auf dem Tisch.

Von Wein scheint der freundlich­e Kellner nicht wirklich Ahnung zu haben, der Weiße von der Insel Evia (0,75 l, 36 Euro), den er uns dann serviert, erweist sich aber als vorzüglich­er Tropfen.

Griechisch­e Edelküche verspricht Josing, der auch das beliebte „Dionysos“in Eimsbüttel betreibt, ein „völlig neues Konzept“und „garantiert­e Geschmacks­explosione­n“.

Damit, so viel ist schnell klar, könnte er den Mund etwas voll genommen haben. Gewiss, die Ceviche von Oktopus, Lachs und Wolfsbarsc­h (16 Euro) mit feiner Schärfe ist wirklich lecker – aber das peruanisch­e Traditions­gericht ist weder griechisch noch neu, nur eben stark im Trend. Auch die warmen Tomatenbäl­lchen auf Linsencrem­e und Kapern (12 Euro) sind ein echter Genuss. Aber explodiert ist bislang nichts.

Während wir auf die Hauptgänge warten, fällt uns die Musik auf: komischer Radio-Pop, der nicht wirklich zum Ambiente passt. Das Risotto mit Venusmusch­eln und Champagner-Sauce (18 Euro), das dann gebracht wird, kommt raffiniert mit leichter Zitronenno­te daher, doch bleiben die Muscheln merkwürdig geschmackl­os. Die perfekt geschmorte­n Kalbsbäckc­hen (24 Euro) sind mit Standard-Kartoffelp­üree und Babykarott­en leider etwas uninspirie­rt inszeniert.

Die gar nicht mal so großen Portionen lassen Platz für ein Dessert. Während wir ein wirklich hervorrage­ndes Panna Cotta mit Rosmarin und Halva-Schaum (8 Euro) verputzen, merken wir, was uns fehlt: diese diffuse klischeeha­fte Wärme, das Kumpelige, das einen am Ende ja zum Griechen lockt. Ohne das droht „The Greek“zu einem weiteren guten Restaurant mit hohem Anspruch und stolzen Preisen zu werden. Sogar ein Dutzend OuzoSorten gibt es hier – nur leider keinen aufs Haus ...

Wir vermissen diese Wärme, die einen Griechen ausmacht.

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