Garantiert Gyros-freie Zone
„The Greek“verspricht „Geschmacksexplosionen und Perfektion auf dem Teller“
Die Ansage von Promi-Wirt Michalis Josing bei der Eröffnung seines neuen Gourmet-Babys war klar: „The Greek“wird garantiert Gyros-freie Zone, schließlich sei die „Perfektion auf dem Teller“sein Anspruch. Ein Grieche ohne Gyros und Pommes? Geht das? Wir haben es ausprobiert – und am Ende was ganz anderes vermisst.
Wo wir sitzen, war früher das „Sagres“, ein mit Fischer-Kitsch behangener Traditionsladen, der auch für das einst bodenständige Portugiesenviertel stand. Die Zeisind ten vorbei, die Gegend wureinmal de durchgentrifiziert – und so stehen hinter den riesigen Panoramascheiben jetzt gigantische Champagnerf aschen.
Schick ist er geworden, der „Grieche“, ganz ohne Säulen, Vokabel-Servietten und Götterstatuen. Die fein rausgeputzten Gäste sitzen auf drei verschiedenen Ebenen, die offene Küche lässt tief blicken. Wir warten ein bisschen zu lange auf die Karte, um Getränke müssen wir dann bitten, und ein Ouzo landet auch nicht sofort auf dem Tisch.
Von Wein scheint der freundliche Kellner nicht wirklich Ahnung zu haben, der Weiße von der Insel Evia (0,75 l, 36 Euro), den er uns dann serviert, erweist sich aber als vorzüglicher Tropfen.
Griechische Edelküche verspricht Josing, der auch das beliebte „Dionysos“in Eimsbüttel betreibt, ein „völlig neues Konzept“und „garantierte Geschmacksexplosionen“.
Damit, so viel ist schnell klar, könnte er den Mund etwas voll genommen haben. Gewiss, die Ceviche von Oktopus, Lachs und Wolfsbarsch (16 Euro) mit feiner Schärfe ist wirklich lecker – aber das peruanische Traditionsgericht ist weder griechisch noch neu, nur eben stark im Trend. Auch die warmen Tomatenbällchen auf Linsencreme und Kapern (12 Euro) sind ein echter Genuss. Aber explodiert ist bislang nichts.
Während wir auf die Hauptgänge warten, fällt uns die Musik auf: komischer Radio-Pop, der nicht wirklich zum Ambiente passt. Das Risotto mit Venusmuscheln und Champagner-Sauce (18 Euro), das dann gebracht wird, kommt raffiniert mit leichter Zitronennote daher, doch bleiben die Muscheln merkwürdig geschmacklos. Die perfekt geschmorten Kalbsbäckchen (24 Euro) sind mit Standard-Kartoffelpüree und Babykarotten leider etwas uninspiriert inszeniert.
Die gar nicht mal so großen Portionen lassen Platz für ein Dessert. Während wir ein wirklich hervorragendes Panna Cotta mit Rosmarin und Halva-Schaum (8 Euro) verputzen, merken wir, was uns fehlt: diese diffuse klischeehafte Wärme, das Kumpelige, das einen am Ende ja zum Griechen lockt. Ohne das droht „The Greek“zu einem weiteren guten Restaurant mit hohem Anspruch und stolzen Preisen zu werden. Sogar ein Dutzend OuzoSorten gibt es hier – nur leider keinen aufs Haus ...
Wir vermissen diese Wärme, die einen Griechen ausmacht.