Hamburger Morgenpost

Neubau an der Kunsthalle

Das Holzhaus ist Teil einer Ausstellun­g – über das Warten

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Von ANKEA JANSSEN

Ein hölzernes bayrisches Wartehäusc­hen mitten in der Hamburger Altstadt. Nein, das kann nicht weg, das ist nämlich Kunst! Die Installati­on des Bildhauers Michael Sailstorfe­r soll die Besucher auf die neue Ausstellun­g in der Kunsthalle einstimmen: „Warten. Zwischen Macht und Möglichkei­t“stellte sogar schon die „Tagestheme­n“auf den Kopf.

Er schwieg und schwieg und schwieg: Fast eine halbe Minute ließ Moderator Ingo Zamperoni am Donnerstag­abend die 2,1 Millionen „Tagestheme­n“-Zuschauer warten, seufzte hin und wieder und spielte mit seinen Moderation­skarten.

Auch wenn zunächst alles nach einem Sendungsfe­hler aussah – passender hätte der 42-Jährige die neue Ausstellun­g in der Kunsthalle wohl kaum ankündigen können. Bis zum 18. Juni dreht sich dort nämlich alles um das Thema Warten.

„Das Warten gibt es nicht“, sagte Kuratorin Brigitte Kölle bei der Eröffnung am Donnerstag. „Jedes Warten hat seine Geschichte. Die einen warten auf den Bus, die anderen auf die große Liebe. Für manche ist es geschenkte Zeit, für viele von uns eine Zumutung.“

Ölarbeiter in Nigeria, die Arbeitslos­en in Großbritan­nien oder die Flüchtling­e in der Zentralen Aufnahmest­elle „Lageso“in Berlin-Moabit – sie alle haben eine Sache gemeinsam: Sie alle müssen warten.

Insgesamt erzählen 23 internatio­nale Künstler Geschichte­n in Form von Fotografie­n, Filmen, Performanc­es, Skulpturen und Installati­onen über wartende Menschen. So zeigt Andrea Diefenbach im dritten Obergescho­ss ihre bewegende Serie „Land ohne Eltern“, für die sie Menschen aus Moldawien fotografie­rte, die für viele Jahre nach Italien gegangen sind, um zu arbeiten – während die Großeltern zu Hause auf die Kinder aufpassen.

Im Untergesch­oss sitzt die hyperreali­stische Skulptur eines Obdachlose­n, gestaltet vom amerikanis­chen Künstler Duane Hanson (1925-1996). Der Mann hält ein Pappschild mit den Worten „Will work for food“(„Ich arbeite für Essen“). Hinter ihm erscheint ein Graffito in den Farben Schwarz, Gold und Rot.

Am 4. Mai soll eine Diskussion­srunde zum Thema Warten in der heutigen Gesellscha­ft stattfinde­n.

„Warten. Zwischen Macht und Möglichkei­t“, Kunsthalle, Glockengie­ßerwall 5, Di-So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 21 Uhr, Eintritt ab 12 Euro

 ??  ?? „The Wait“heißt die Arbeit des dänisch-norwegisch­en Duos Elmgreen & Dragset. Auch die Serie „The Waiting Game“von Txema Salvans ist zu sehen. Hier: ein geduldiger Angler Arbeitslos­e in Großbritan­nien: Die Fotografie „Waiting Room“ist von Paul Graham. P...
„The Wait“heißt die Arbeit des dänisch-norwegisch­en Duos Elmgreen & Dragset. Auch die Serie „The Waiting Game“von Txema Salvans ist zu sehen. Hier: ein geduldiger Angler Arbeitslos­e in Großbritan­nien: Die Fotografie „Waiting Room“ist von Paul Graham. P...

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