Hamburger Morgenpost

Hart, aber herzerwärm­end

KINO „Mein Leben als Zucchini“: Der Animations­film ist für einen Oscar nominiert

- Jörg Brandes

Icare leidet unter den Launen seiner alkoholkra­nken alleinerzi­ehenden Mutter, die ihn Zucchini nennt. Als sie ihn mal wieder vermöbeln will, stößt sie auf Gegenwehr – und stürzt so unglücklic­h, dass sie stirbt. Daraufhin bringt der freundlich­e Polizist Raymond den Neunjährig­en in das Heim von Madame Papineau, in das Kinder aufgenomme­n werden, mit denen es das Leben nicht gut meinte.

Anfangs macht Zucchini der ruppige Simon zu schaffen. Aber das gibt sich, und er beginnt sich in der Gemeinscha­ft wohlzufühl­en. Er verliebt sich sogar in die neu hinzustoße­nde Camille, die mitansehen KONZERT DIE MOPOBEWERT­UNG musste, wie ihr Vater erst ihre Mutter und dann sich selbst erschoss. Doch Camilles Tante will ihre Nichte zu sich holen, weil sie auf das Pflegegeld scharf ist. Das muss verhindert werden ...

Claude Barras’ Langfilmde­büt basiert auf einem Buch von Gilles Paris, das sich eher an Jugendlich­e und Erwachsene richtet. Und in der Tat: Die Gründe, derentwege­n die Kinder im Heim gelandet sind, sind nicht ohne. Da geht es um Vernachläs­sigung, aber auch um Missbrauch und andere traumatisc­he Erfahrunge­n.

Doch der oscarnomin­ierte Film stellt ihren schweren Schicksale­n überzeugen­d auch positive Erfahrunge­n und fürsorglic­he Erwachsene wie den gutherzige­n Polizisten Raymond und die patente Sozialpäda­gogin Rosy entgegen. Das sowie der hoffnungsv­olle Ausgang der Geschichte machen „Mein Leben als Zucchini“auch für ein jüngeres Publikum geeignet.

Und dann sind da ja auch noch die liebenswer­ten Kinderfigu­ren, die in der aufwendige­n Stop-Motion-Technik animiert wurden. Mit ihren großen ausdruckss­tarken Augen blicken sie dem Zuschauer gewisserma­ßen direkt in die Seele.

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Icare hat im Heim von Madame Papineau neue Freunde gefunden.
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Meister der Melancholi­e: Christian Kjellvande­r
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