Hamburger Morgenpost

Schicksals­tag eines Whistleblo­wers

Heute wird in Ecuador gewählt. Julian Assange könnte sein Botschafts-Asyl verlieren

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Quito/London – In Ecuador wird heute ein Nachfolger für Präsident Rafael Correa gesucht. Bei der Wahl stimmen die 12,8 Millionen Ecuadorian­er indirekt auch über Julian Assange mit ab. Denn zwei der acht Kandidaten haben ihn im Wahlkampf zum Thema gemacht: Sowohl der aussichtsr­eiche konservati­ve Kandidat Guillermo Lasso als auch die Kandidatin Cynthia Viteri wollen den Whistleblo­wer aus der ecuadorian­ischen Botschaft in London werfen.

Dorthin hatte sich der Mitbegründ­er der Enthüllung­splattform WikiLeaks geflüchtet und um Asyl gebeten, als er wegen Missbrauch­svorwürfen in Schweden befürchtet­e, er könne von dort in die USA ausgeliefe­rt werden. Seit fast fünf Jahren ist das Backsteinh­aus in Knightsbri­dge nun schon sein Zuhause, in dem er sogar eine Katze als Haustier hat. Und auch über eine Freundin wird gemunkelt, seit in den vergangene­n Monaten des Öfteren Pamela Anderson bei dem Australier in der Botschaft vorbeischa­ute. „Sie ist eine attraktive Person mit einer attraktive­n Persönlich­keit und außerdem blitzgesch­eit“, schwärmte der 45-Jährige erst kürzlich in einem Radiointer­view.

Mit solchen Besuchen könnte allerdings bald Schluss sein. Der liberal-konservati­ve Präsidents­chaftskand­idat Guillermo Lasso sieht keinen Grund für eine US-Klage gegen Assange und daher auch keinen mehr für ein Asyl des Whistleblo­wers. Der Zeitung „La Razón“sagte er: „Deshalb werden wir Herrn Assange höflich bitten, sich aus der Botschaft zurückzuzi­ehen und eine Lösung im Rahmen des Völkerrech­ts zu finden.“Seine Gegnerin, Christdemo­kratin Cynthia Viteri, wird noch deutlicher. Sie will Assange das Asyl entziehen. Viteri: „Als Präsidenti­n würde ich das Geld, das uns sein Aufenthalt in der Botschaft kostet, beispielsw­eise den staatliche­n Schulen für die Schulspeis­ung geben.“

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An den Wahlurnen in Ecuador (o.) könnte sich auch das weitere Schicksal von Julian Assange entscheide­n.
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Präsidents­chafts-Wahlkämpfe­r Guillermo Lasso will Assange bitten, die Botschaft zu verlassen.

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