Rebell soll neuer Chef
Von MIKE SCHLINK Nach dem Erdrutsch-Sieg der Handelskammer-Rebellen (MOPO berichtete) soll nun alles umgekrempelt werden – auch der bisherigen Führung soll es an den Kragen gehen. Die MOPO erklärt, was passieren wird.
Wer wird der neue Präses?
Im Mai steht die PräsidiumsWahl der Handelskammer an. „Das Bündnis hat einstimmig beschlossen, dass ich für das Amt des Präsidenten nominiert werde“, sagt Tobias Bergmann, Sprecher der Kammer-Rebellen vom Bündnis „Die Kammer sind WIR“. Damit sind die Tage des bishe- Die Tage von Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz (l.) und Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer scheinen gezählt. rigen Präses Fritz Horst Melsheimer gezählt. Mit 55 von 58 Sitzen holte die „WIR“-Gruppe zuletzt beeindruckende 55 von 58 Plenarsitzen und kann nun alle wichtigen Entscheidungen mehrheitlich treffen – etwa den Präses wählen. Außerdem sind die Plenarsitzungen künftig alle öffentlich.
Werden die Zwangsbeiträge wirklich abgeschafft?
Was die Kammer-Rebellen vor der Wahl versprochen haben, wollen sie auch halten. „Die Zwangsbeiträge werden ab 2020 abgeschafft“, sagt Bergmann. Da das gesetzlich nicht ohne Weiteres möglich ist, werden die Beiträge wohl einfach auf Null-Niveau gesenkt.
Wird die Kammer dann handlungsfähig bleiben?
Existenzgründungsberatungen, Lehrstellenbörsen, Flüchtlingsintegration – das und noch mehr finanziert die Kammer mit ihren Beiträgen. Steht das nun vor dem Aus? „Wir werden uns alles in Ruhe ansehen“, sagt Bergmann. Die Industrieund Handelskammer (IHK) Lübeck komme im Vergleich zu Hamburg auch mit einem Viertel der Gelder aus. Die Hamburger Handelskammer hat jährliche Einnahmen von rund 40 Millionen Euro.
Wird es massiven geben? Stellenabbau
Im Vorfeld der Wahl hatte die „WIR“-Gruppe von Stellenabbau gesprochen – und damit die rund 290 Kammer-Mitarbeiter verunsichert. Dafür hatte sich Bergmann jüngst in einem Facebook-Eintrag entschuldigt. „Wir alle nehmen dies als ausgestreckte Hand für eine konstruktive Zusammenarbeit, auf die wir bauen“, sagt Hauptgeschäftsführer HansJörg Schmidt-Trenz. Auch Bergmann betont, dass die Kammer ein „verantwortungsvoller Arbeitgeber bleiben soll“. Damit ist der Stellenabbau aber nicht vom Tisch. Denn: Sollten Aufgabenbereiche der Kammer wegfallen, wären auch die dazugehörigen Jobs obsolet. „Wir werden uns mit Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz zusammensetzen und in Ruhe über das Thema Mitarbeiter reden“, sagt Bergmann. Das Treffen ist heute.
„Ich werde bei der Präses-Wahl als Präsident nominiert.“Tobias Bergmann, „WIR“-Gruppe
Wird es dabei auch um das Gehalt von Schmidt-Trenz gehen?
Die „WIR“-Gruppe will die Verschwendung in der Kammer beenden. Neben LuxusRenten und Ausgaben für Veranstaltungen wie die „Morgensprache“soll vor allem das Gehalt vom Hauptgeschäftsführer eingedampft werden. „Es soll von jährlich 500 000 auf 150 000 Euro gesenkt und an den Verdienst des Wirtschaftssenators angepasst werden“, sagt Bergmann.
Dazu müsste SchmidtTrenz aber eigentlich mitspielen: Er hat noch zwei Jahre Vertrag und wird danach aufhören. Möglich aber, dass das noch vorher geschieht. Bergmann, selbst Unternehmensberater, vergleicht die Über-