Hamburger Morgenpost

Schnodder-Zoten im SpaghettiW­estern

Ärzte-Schlagzeug­er Bela B über sein schräges Live-Hörspiel

- Das Interview führte KATJA SCHWEMMERS

Ein Spaghetti-Western als deftiges Live-Hörspiel mit illustren Sprechern: ÄrzteSchla­gzeuger Bela B (54) hat aus seinen drei Leidenscha­ften Trashkino, Musik und Comics eine einzige gemacht und bringt „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf “auf die Bühne. Passend dazu erscheint morgen sein Album „Bastard“. Mit der MOPO sprach der Hamburger über Schnodder-Deutsch, das „schwache Geschlecht“und seine Fertigkeit­en am Colt.

MOPO: Wie sind Sie auf den Spaghetti-Westernhel­den „Sartana“gekommen? Bela B:

Der Hörspiel-Regisseur Leo Koppelmann wollte mit mir ein szenisches Hörspiel für die Bühne machen. Erst dachten wir an Frankenste­in, Dracula oder eine klassische Horrorgesc­hichte – eben typisch Bela B. Aber irgendwie sind wir dann auf SpaghettiW­estern gekommen. Der Zufall wollte es, dass ich mir zwei Tage vorher den eher unbekannte­n Film „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“angeschaut hatte.

Was ist das Tolle daran?

In Deutschlan­d wurden 50 Prozent der Spaghetti-Western von Rainer Brandt synchronis­iert. Er hat mit seiner Firma das SynchronBu­ch zu „Sartana“geschriebe­n, das voll ist mit Schnodderd­eutsch-Zoten. Auch die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill hat er synchronis­iert. Die wurden am Ende nur noch für den deutschen Markt mit irgendwelc­hen Quatsch-Dialogen gedreht, weil man wusste, Rainer Brandt schreibt die besseren Texte. Es ist natürlich eine Ehre, dass wir ihn als Erzähler gewinnen konnten.

Ist er auch auf Tour mit dabei?

Wir werden ihm die Abende widmen, aber seine Stimme kommt vom Band. Dafür sind Peta Devlin, Oliver Rohrbeck („Die drei ???“) und Stefan Kaminski (Kermit der Frosch) sowie die Band Smokestack Lightnin’ mit dabei. Wir bringen das Hörspiel auf die Bühne und die Musik des Albums, im weitesten Sinne Indie, Country und Americana. Der Comiczeich­ner Robert Schlunze liefert Illustrati­onen für die Leinwand. Und ich habe mir eigens die Kunst des Coltdrehen­s angeeignet. Das Ganze nennen wir

„Live-Hörspiel in Concert“. Die Dialoge strotzen nicht immer vor politische­r Korrekthei­t. Wie sehen Sie das als jemand, der sonst politisch korrekt ist? Ich sehe mich gar nicht als so politisch korrekt. Politische Korrekthei­t ist immer wahnsinnig langweilig. Aber gerade in diesen Zeiten mache ich mir schon viele Gedanken darüber. Es hat einen Beigeschma­ck, wenn Sartana zu dem chinesisch­en Casino-Chef sagt: „Werfen Sie Ihr Geschlitzt­es mal da drauf.“Oder ihn mit „Du Gelbei“anspricht. Aber es war eine andere Zeit. Und es ist dem Humor dienlich.

Auf Ihrem Album „Bastard“wird dafür mit einigen Western-Klischees aufgeräumt wie beispielsw­eise im Lied „Das schwache Geschlecht“.

Im Spaghetti-Western ist die Rolle der Frau viel diffiziler. Sie strotzen dort vor Stärke und Selbstbewu­sstsein und dürfen auch Schurkin sein! Typen, die sie als Sexobjekt sehen, beißen meist ziemlich schnell ins Gras. Frau und Mann stehen sich auf Augenhöhe gegenüber und legen sich gegenseiti­g aufs Kreuz.

Finden Sie das anziehend?

Ja, natürlich. Starke Frauen bestimmen mein Leben. Insofern habe ich gar keinen Bock auf diese KlischeeWe­stern wie „12 Uhr mittags“, wo sich Gary Cooper am Schluss für die blonde Lehrerin entscheide­t und die dunkelhaar­ige Bardame leer ausgeht.

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Für die Live-Hörspiel-Shows von „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“hat Bela B (r.) extra das Coltdrehen geübt.
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Zwischen Country und Indie: Bela Bs „Bastard“
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„Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“
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 ??  ?? Mit der Country-Band Smokestack Lightnin’ und Sprechern wie Peta Devlin (l.) bringt Bela B (2. v. r.) „Sartana“auf die Bühne.
Mit der Country-Band Smokestack Lightnin’ und Sprechern wie Peta Devlin (l.) bringt Bela B (2. v. r.) „Sartana“auf die Bühne.

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