Hamburger Morgenpost

Schulz: Attacke auf Schröders Agenda

Bei Hartz IV soll nachgebess­ert werden: Länger Arbeitslos­engeld für Ältere

-

Berlin – „Wie hältst du es mit der Hartz-IV-Reform von Gerhard Schröder?“Auf diese häufig gestellte Frage gibt SPD-Hoffnungst­räger Martin Schulz nun eine erste Antwort: Er will die umstritten­e „Agenda 2010“in zentralen Punkten korrigiere­n.

Beispiel: Schulz will die Bezugsdaue­r für das Arbeitslos­engeld I wieder verlängern. Derzeit erhalten Arbeitslos­e unter 50 Jahren maximal zwölf Monate ALG I, für ältere Erwerbslos­e gibt es die Leistung für 15 bis 24 Monate.

Wenn jemand mit 50 Jahren nach 15 Monaten Arbeitslos­engeld I Hartz IV erhalte, dann gehe das an die Existenz, sagte Schulz in „Bild“. Das dürfe so nicht sein. Wer viele Jahre oder Jahrzehnte hart arbeite und Beiträge zah-

le, habe ein Recht auf Unterstütz­ung. Er fügte hinzu: „Fehler zu machen ist nicht ehrenrühri­g. Wichtig ist: Wenn Fehler erkannt werden, müssen sie korrigiert werden.“Vertreter des linken Parteiflüg­els der SPD lobten die Ankündigun­g: „Und er hat recht damit!“, schrieb SPD-Vize Ralf Stegner auf Twitter.

Schulz will zwei weitere Missstände korrigiere­n:

Befristete Arbeitsver­hältnisse sollen nur noch bei sachlichen Gründen möglich sein.

Schulz will den Kündigungs­schutz für Beschäftig­te ausbauen, die Betriebsra­tswahlen organisier­en.

Der Linksparte­i gehen die Pläne nicht weit genug: „Kosmetik bei der Agenda 2010 reicht nicht“, schrieb Parteichef Bernd Riexinger. Die ersten konkreten Vorschläge unterstütz­e er aber. „Mehr davon“, fügte er hinzu.

Die Linksparte­i fordert etwa die Abschaffun­g der Sanktionen. Derzeit werden pro Jahr rund eine Million Strafen verhängt, meist weil Hartz-IV-Bezieher Termine bei der Arbeitsage­ntur versäumen. Außerdem solle der Regelsatz auf 560 Euro angehoben werden. Schließlic­h drängt die Linke darauf, Hartz IV insgesamt abzuschaff­en und durch eine „sanktionsf­reie Mindestsic­herung“zu ersetzen.

„Diese SPD-Pläne sind grober Blödsinn, weil sie schädlich wären für die Beschäftig­ung in unserem Land“, sagte Unionsfrak­tionsvize Michael Fuchs der „Rheinische­n Post“. „Das ist reiner Sozialpopu­lismus von Martin Schulz.“Es gebe „überhaupt keine Notwendigk­eit, an der Reformagen­da etwas zu ändern“. Fuchs lehnte eine Verlängeru­ng beim ALG I ab. „Bei Älteren hatten wir immer das Problem, dass sie direkt aus dem zu langen Bezug des Arbeitslos­engeldes in die Rente übergingen. Dahin wollen wir nicht wieder zurück, weil wir die älteren Arbeitskrä­fte brauchen.“

Union warnt vor „Sozialpopu­lismus“.

 ??  ?? Und noch ein Selfie mit dem SPD-Hoffnungst­räger Martin Schulz
Und noch ein Selfie mit dem SPD-Hoffnungst­räger Martin Schulz

Newspapers in German

Newspapers from Germany