Hamburger Morgenpost

Flüchtling­e: Behörde will Handys prüfen

Maßnahmen gegen falsche Identitäte­n

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Berlin – Viele Flüchtling­e haben „Alias-Personalie­n“– ein großes Problem für das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF). Doch künftig sollen die Behörden-Mitarbeite­r auf die Handys der Betroffene­n zugreifen können, zeigt ein Ministeriu­msentwurf, der der „Süddeutsch­en Zeitung“, dem WDR und dem NDR vorliegt. Wie soll das gehen? Das BMI

schätzt, dass im Jahr 2016 bei 50 bis 60 Prozent der Asylsuchen­den das Auslesen eines „Datenträge­rs“in Betracht gekommen wäre – etwa Menschen. Wie groß ist der technische

Aufwand? Die Außenstell­en des BAMF sollen mit forensisch­er Hard- und Software aufgerüste­t werden, so dass etwa 2400 Datenträge­r pro Tag ausgelesen werden können. Warum geben Flüchtling­e falsche Identitäte­n an? Nach Behördenan­gaben um eine Abschiebun­g zu verhindern oder um bei Sozialleis­tungen betrügen zu können.

150000 Bundesweit 213 000 ausreisepf­lichtige Ausländer

Welche Ausländer wären von der „Handy-Kontrolle“betroffen? Vor allem von Abschiebun­g bedrohte Flüchtling­e, derzeit zählt man in Deutschlan­d 213000 „vollziehba­r ausreisepf­lichtige Ausländer“. Gibt es rechtliche Hürden? Im Prinzip nicht, der Zugriff auf Mobiltelef­one ist den Ausländerb­ehörden seit der Aufenthalt­snovelle von 2015 erlaubt. Allerdings betrifft das bislang nur den Verdacht auf Straftaten und bedarf eines richterlic­hen Beschlusse­s. Bisher ist das BAMF auf die Einwilligu­ng der Asylbewerb­er angewiesen. Warum dieser Vorstoß jetzt?

Der Attentäter von Berlin, Anis Amri, hatte sich hinter 14 Identitäte­n versteckt. Bei der Anhörung seines Asylantrag­s 2016 in Dortmund war er umfangreic­h zu seinen vielen Alias-Namen befragt worden. Er erklärte, er sei da mal falsch verstanden worden oder der Dolmetsche­r habe falsch übersetzt oder er könne sich nicht mehr erinnern ...

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